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Archiv-Artikel

Fischer gibt in Prag den Obereuropäer

Beim Besuch in Tschechiens Hauptstadt warnt er vor einem Scheitern der EU-Verfassung

PRAG dpa ■ Bundesaußenminister Joschka Fischer hat eindringlich davor gewarnt, den Entwurf einer europäischen Verfassung scheitern zu lassen. Der vorliegende Entwurf sei „ein großer und vernünftiger Kompromiss zwischen großen und kleinen Staaten“, sagte Fischer gestern in Prag. Man sollte „das Paket nicht mehr aufschnüren“, appellierte er und warnte vor einer Krise der EU, falls bis März 2004 keine Einigung erzielt worden sei.

Dagegen sieht sein tschechischer Amtskollege Cyril Svoboda noch Diskussionsbedarf. Er kündigte für den 1. September eine Konferenz in Prag an, auf der kleinere EU-Mitglieder sowie EU-Kandidaten über die Stärkung ihres Einflusses sprechen wollen. Damit habe er „kein Problem“, so Fischer: „Aber die Erweiterung und die Verfassung sind zwei Seiten der gleichen europäischen Medaille. Wir sollten hier alles für einen Konsens tun.“

Außer über EU-Themen sprach Fischer in Prag auch über das bilaterale Verhältnis. Deutschland und Tschechien seien „enge Nachbarn und gute Freunde“, betonte er nach einem Treffen mit dem sozialdemokratischen Regierungschef Vladimír Špidla. „Wir müssen uns der Geschichte erinnern, aber wir dürfen uns nicht zu Gefangenen der Geschichte machen“, sagte Fischer über dunkle Kapitel der gemeinsamen Vergangenheit.