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Archiv-Artikel

■ Reaktionen zum Artikel von U. Herrmann Überfällige Richtigstellung

betr.: „Nur keine Panik!“ (Die Alten kommen. Das stimmt. Trotzdem werden die Jungen im Luxus leben. Die „demografische Kastastrophe“ ist eine Einbildung. Aber sie ist nützlich – für die Reichen), taz vom 26. 8. 03

Ihre Rechnung zum heutigen Verhältnis von Erwerbstätigen zu Nichterwerbstätigen leuchtet ein. Die demografische Entwicklung verschärft dieses Problem aber extrem! Der Hinweis, dass Vermögende für die Rentenfinanzierung nicht zahlen, ist richtig. Den Schluss teile ich nicht. Vermögende sollen keine zusätzlichen Steuern zahlen, sondern ihr Geldvermögen verkonsumieren. Dann hätten wir einige Probleme weniger. E. MÜLLER, Nürnberg

Endlich mal die Wahrheit! Herzlichen Dank für diese überfällige Richtigstellung! Diese ganze Rentendiskussion ist doch nichts anderes als „Teile und herrsche!“.

DAGMAR NEUBRONNER, Oberstaufen

Ulrike Hermanns Kommentar über die eingebildete „demografische Katastrophe“ ist ein erfrischender Versuch, die Diskussion vom Kopf auf die Füße zu stellen. Schön wäre es, wenn die taz eine tägliche Rubrik im Sinne dieses Kommentars bringen würde als kleines Gegengewicht gegen den vielen neoliberal angehauchten Mainstream-Mist über die „Generationengerechtigkeit“ (leider gelegentlich auch in den Spalten meiner geliebten Zeitung zu finden …). HORST SCHIERMEYER, Zittau

Besten Dank für diesen analytisch scharfen Artikel, der die momentane Diskussion über den Sozialabbau entlarvt und die Dinge auf den Punkt bringt. Die „Ironie“ der Geschichte ist nur, dass es die rot-grüne Regierung ist, die sich als Nagel zum Sarg des Sozialstaates hergibt. Darin liegt die wahrhaft historische Leistung dieser Regierung. Kohl hätte es nicht besser hingekriegt.

MEHMET ISITMEZ, Essen

Auf den ersten Blick eine recht beruhigende Zukunftsperspektive, die Ulrike Herrmann da aufzeigt: Anhand schlichter Zahlen wird gezeigt, dass die „demografische Katastrophe“ von heutiger Sicht her im Jahre 2050 eher eine soziale als eine demografische sein wird. Und dagegen müsste sich ja was machen lassen. Vor allem weil „wir eine unglaublich wohlhabende Gesellschaft sein werden, sofern kein Krieg dazwischen kommt“. Ja kann denn sonst wirklich gar nichts dazwischen kommen?

Schon wie die Autorin den zukünftigen Reichtum ausmalt, wird man doch darauf gestoßen, dass da noch etwas ganz anderes auf uns zukommen kann. Sie schreibt: „Die Mittel werden mühelos dafür reichen, dass sich jeder mehrmals jährlich auf Teneriffa sonnen kann.“ Wenn das man nicht in die Hose geht und die Leute im Jahre 2030 oder 2050 nicht eher ihre Mittel dafür verwenden müssen, die Schäden zu reparieren, die wir heute schon unter anderem durch Teneriffaflüge anrichten. Angesehene Meteorologen halten das jedenfalls für wahrscheinlich. Was sind gegen die Gefahren eines Klimaumschwungs Rentenprobleme oder Staatsverschuldung? Doch eher Kinkerlitzchen, die wir vielleicht so heftig diskutieren, weil uns das hilft, die größeren Gefahren erfolgreich zu verdrängen. HERMANN DIERKS, Hamburg

Ich habe mich über Ihren Artikel „Nur keine Panik!“ gefreut. Ich möchte ein paar Anmerkungen machen. Sie schreiben:

„Die Rentenversicherung hingegen wird wie eine Kapitallebensversicherung betrachtet und damit auch verglichen. Die Rendite muss langfristig stimmen. Was ich heute einzahle, will ich morgen als Rentner wiederhaben, möglichst mit Zinseszins. Umverteilung ist nicht vorgesehen.“ Dies widerspricht sich.

Eine Steigerung von Kapitalanlagen durch Zinseszins ist eine Umverteilung. Denn Zinsen entstehen ja nie von selbst, sie müssen gezahlt werden. Was der eine an Zinsen erhält, muss der andere zahlen. Entsprechend müssen auch immer genauso viele Schulden wie Vermögen vorhanden sein – woher kämen die Zinsen sonst? Und an der Stelle setzt die Umverteilung ein: nämlich von denen, die Schulden aufnehmen (müssen?), zu denen, die Geld übrig haben, um es zu sparen. Oder: von Arm zu Reich.

Dumm – für uns alle, die wir vielleicht gar keine Schulden haben – ist, dass wir immer Zinsen zahlen. Denn die Unternehmen legen die Schulden natürlich auf die Preise um. Helmut Creutz behauptet bereits seit Jahren, dass der Zinsanteil in allen Preisen 30 Prozent beträgt. […] Dies sind – auf eine Volkswirtschaft bezogen – immense Anteile!

Es ergeben sich etliche Komplikationen, wenn man das zinsbehaftete Wirtschaftssystem, in dem wir leben, mal auf lange Zeit projiziert (also künftige Generationen einschließt). Man stellt fest, dass es langfristig nicht funktionieren kann und zerbricht (Stichwort: exponentielles Wachstum). Es gibt eine inzwischen nicht geringe Zahl von Leuten, die meinen, dass die derzeitige Wirtschaftskrise, die ja weltweit auftritt, genau Teil dieses Szenarios ist.

NORBERR ROST, Dresden