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Archiv-Artikel

Chianti soll aus Chianti kommen

EU fordert von der Welthandelsorganisation exklusiven Namensschutz für Herkunftsbezeichungen und legt Liste eigener regionaler Spezialitäten vor

MÜNCHEN rtr ■ Regionale Spezialitäten wie deutscher Liebfrauenmilch-Wein, italienischer Parma-Schinken oder griechischer Feta-Käse sollen weltweit geschützt werden. Insgesamt 41 dieser Herkunftsbezeichnungen haben die EU-Mitgliedstaaten auf eine Liste gesetzt, für die die Europäer im Rahmen der Welthandelsorganisation WTO einen exklusiven Namensschutz erwirken wollen.

Der Schutz regionaler Qualitätserzeugnisse sei „kein Protektionismus, sondern eine Frage der Fairness“, rechtfertigte EU-Agrarkommissar Franz Fischler gestern den Vorstoß. Es könne „nicht angehen, dass die EU ihren echten Parma-Schinken in Kanada nicht verkaufen kann, weil die Warenbezeichnung Parma-Schinken für einen in Kanada hergestellten Schinken vorbehalten ist“. Unterstützung erhoffe er sich etwa von Indien oder Guatemala, die ihren Darjeeling-Tee oder Antigua-Kaffee ebenfalls exklusiv anbieten wollen.

Derzeit tragen innerhalb der EU bereits über 600 Produkte eine „geschützte geografische Angabe“. Die neue Liste enthält laut Kommission nur Produkte, die in Drittstaaten bereits als angeblich generische Bezeichnung verwendet werden oder von lokalen Erzeugern als Warenzeichen eingetragen wurden. Die EU will sich zunächst um die am häufigsten missbrauchten Namen kümmern. Dazu gehören die Spirituosen Cognac und Chianti, Porto und Rioja und die Käsesorten Gorgonzola und Manchego. Nach den Beitritt der neuen EU-Staaten dürfte die Liste verlängert werden. Mittelfristiges Ziel ist ein weltweites Register aller geschützten Herkunftsbezeichungen.