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Archiv-Artikel

Auf der Jagd nach Einsparpotenzial

Der Waffenhersteller Sauer und Sohn will die Fertigung von Jagdwaffen aus Eckernförde in den Allgäu verlagern. Zudem sollen 150 Stellen wegfallen. Damit verlöre die Stadt den größten privatwirtschaftlichen Arbeitgeber

Geht es nach dem Willen des Waffenherstellers Sauer und Sohn, so wird er seine Jagdwaffen ab Frühjahr nicht länger in Eckernförde, sondern im Allgäu produzieren. Zudem will das Unternehmen ein Drittel der rund 450 Arbeitsplätze streichen. Grund seien die roten Zahlen, die Sauer und Sohn 2008 geschrieben hätten.

Wie hoch genau die Verluste sind, will auch der Bevollmächtigte der IG Metall Rendsburg, Kai Petersen, nicht sagen. Nur soviel: „Man kann es nicht einfach eine kleine Delle nennen – aber es droht derzeit keine Insolvenz“. Für ihn ist das Verhalten der Geschäftsführung angesichts der Krise jedoch unverständlich und Anlass genug, am Dienstag Abend vor der Presse die Situation aus gewerkschaftlicher Sicht zu schildern. Das ist insofern nahe liegend, als nach Petersens Angaben mittlerweile 90 Prozent der Mitarbeiter Gewerkschaftler sind – nach einer Eintrittswelle Ende letzten Jahres.

Aus Sicht der IG-Metall ist das Vorgehen der Geschäftsführung gleich in mehrfacher Hinsicht unsinnig: Die Produktion an die Schwesterfirma Blaser im Allgäu zu verlagern, sei so, als „fertige man Mercedesse bei VW“, sagte Petersen. Denn bei Blaser habe man keine Erfahrung mit Jagdwaffen. Die für Eckernförde, wo das Unternehmen der größte privatwirtschaftliche Arbeitgeber ist, in Aussicht gestellte Ersatzproduktion existiere bislang „nur auf dem Papier“. Mindestens so schwer wiegt für den Gewerkschaftler jedoch die Verhandlungsstrategie der Geschäftsführer, die versuchten, die Kosten von einer Million Euro für eine Transfergesellschaft durch Mehrarbeit auf die Belegschaft abzuwälzen. Die Gewerkschaft hatte den Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld angeboten – dafür aber eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2010 gefordert. Außerdem verlangte sie einen Stopp für die Ausgliederung von Firmenanteilen. Zudem solle Sauer und Sohn nicht länger Waffenteile zu Dumpingpreisen von Schwesterfirmen fertigen lassen. Das, so glaubt zumindest Gewerkschaftler Petersen, sei bei der Fertigung von Gewehrläufen in den USA passiert und mitverantwortlich für die roten Zahlen.

Das Unternehmen selbst lehnt jede Stellungnahme ab. Gegenüber den Mitarbeitern hatte es angekündigt, ab 2011 wieder Personal einzustellen – „wenn es supergut läuft“, sagt Petersen. Ihm sei ihm das Verhalten der Geschäftsführung unverständlich. „Warum plant man dann Sozialplan und Abfindungen, statt Arbeitszeit und Einkommen zu reduzieren?“. Derzeit aber lehne die Leitung eine Diskussion über Alternativen zu betriebsbedingten Kündigungen ab.FRIEDERIKE GRÄFF