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Archiv-Artikel

„Lebensversicherung ist tot“

Für Volker Fleïng ist die Lebensversicherung ein Auslaufmodell. Der Fairsicherer empfiehlt Rentenversicherungen, Investmentfonds und Immobilieneigentum

taz: Herr Fleïng, wegen der Hartz-Reformen sollen schon 50.000 Lebensversicherungen gekündigt worden sein. Wie sehen Sie als Fairsicherer die Zukunft der privaten Vermögensbildung?

Volker Fleïng: Wer zum Jahreswechsel in das Arbeitslosengeld II fällt, der muss alles, was er kapitalisieren kann, zu Geld machen. Darunter fallen auch abgeschlossene Lebensversicherungen. Der Gesetzgeber hat hier nur zwei Ausnahmen zugelassen: Pro Lebensjahr des Arbeitslosen dürfen 200 Euro Kapitalanlage behalten werden. Und zweitens wird auch das Wohneigentum, so fern es angemessen erscheint, nicht angerührt. Betriebsrenten und „Riester-Renten“ können nicht kapitalisiert werden, die bleiben auch bestehen. Aber alles andere wird für die Leistungsbezieher angerechnet – wie man hört sogar die Sparbücher der Kinder.

Und wozu raten Sie Ihren Kunden ?

In diesem Jahr noch eine Lebens- oder Rentenversicherung mit einem überschaubaren Beitrag abschließen. Ab 2005 werden aus steuerlichen Gründen nur noch solche abgeschlossen werden, die mit dem Ausscheiden aus dem Berufsleben und als monatliche Rente ausgezahlt werden.

Warum?

Nur Lebensversicherungen, die noch in diesem Jahr abgeschlossen werden, sind steuerfrei. Danach werden private Lebensversicherungen wie die komplette Altersvorsorge versteuert. Die normale Lebensversicherung ist ab 2005 als Altersversicherung tot! Wenn ich mir das ganze Geld im Alter von 65 Jahren auszahlen lasse, werden von den Überschüssen 50 Prozent besteuert und die Rendite gemindert. Das kann man vergessen! Deshalb empfehlen wir unseren Kunden, nur noch in diesem Jahr ein kleine Summe anzulegen...

Das wird aber nicht reichen...

Nein, man sollte keineswegs nur auf Versicherungen setzen. Bei der privaten Altersvorsorge kommt es auf die richtige Mischung an. Lebensversicherungen sind dabei nur ein Mosaikstein, dazu gehören auch Beteiligungen an Investmentfonds und Immobilien.

Eigentlich entstammen die Fairsicherer doch der Alternativbewegung der 1970er Jahre. Da überrascht es, Sie so profund über Vermögenswirksamkeit reden zu hören.

Die Versicherungsmakler leiden teilweise unverdient unter einem schlechten Ruf. Dabei sind wir als Makler auch rechtlich belangbar für alle unsere Angaben. Die Fairsicherer setzen auf unabhängige und gute Kundenberatung – und wir legen deshalb im Markt stetig zu. Wir beraten ja vor allem Menschen mit kleinerem und mittleren Einkommen und entwickeln Strategien, wie die etwas für ihre Altersversorgung zurücklegen zurück legen können. Unser Klientel sind eigentlich die typischen taz-Leser, die intellektuelle Mittelklasse Deshalb informieren wir natürlich über ökologisch-ethische Investmentfonds.

Aber wer garantiert, dass all das angelegte Geld auch in dreißig, vierzig Jahren überhaupt noch etwas wert ist?

Die meisten Kunden sind häufig ziemlich spät dran. Zwischen 25 und 35 Jahren leben sie von der Hand in den Mund. Legt ein junger Mensch mit 20 Jahren monatlich 100 Euro an, erhält er nach dem Berufsleben eine zusätzliche Rente von 500 Euro. Wer erst mit 35 startet, muss hingegen 200 Euro monatlich einsetzen, um das gleiche zu bekommen.

Noch einmal: Was, wenn nach den Sozialreformen Marke Hartz IV eine Währungsreform den schwachen Euro III bringt?

Klar rechnen wir die prognostizierte Inflationsrate mit ein. Ich gehe außerdem fest davon aus, dass wir in dreißig Jahren eine steuerfinanzierte Grundrente haben werden. Deshalb braucht man privates Zusatzvermögen. Und wer ganz auf Nummer Sicher gehen will, sollte in Immobilien investieren. Wie gesagt, selbst Hartz IV geht da nicht ran.

FRAGEN: CHRISTOPH SCHURIAN