heute in bremen: „Uffta uffta wollen wir nicht“
In der Casa della Musica können heute Küchenlieder gelernt werden
taz: Frau Pilster, Küchenlieder – heißt das, Sie bieten heute einen klassischen Singkreis an?
Bettina Pilster, Musikschule Casa della Musica: Ja, so kann man das nennen. Wir kommen regelmäßig zum gemeinsamen Singen, Hören und Kuchenessen zusammen.
Erreichen Sie auch jüngere Leute?
Ja, dadurch, dass wir eine Musikschule sind. Einige unserer älteren Gäste bringen sogar ihre Enkelkinder mit. So wird dieses Kulturgut in die jüngste Generation getragen.
… für die Sie die Lieder natürlich aktuell arrangieren…
Nein, gerade nicht! Es ist wichtig, dass die Lieder genauso gesungen werden, wie im Original. Später kam Uffta-uffta dazu. Das wollen wir nicht!
Wie kann man sich denn so einen Liedernachmittag bei Ihnen vorstellen?
Zu Beginn singen wir immer „Die Gedanken sind frei“. Ansonsten singen wir Volks- und Wanderlieder vom Mittelalter bis heute. Dabei sind wir aber weit entfernt von jeglicher Deutschtümelei. Wir arbeiten die Lieder immer kulturhistorisch auf.
Und was ist Küchenmusik?
Küchenlieder könnte man auch als balladenähnlichen Bänkelsang bezeichnen: Im Mittelpunkt steht immer eine Erzählung. Meistens sind es blutrünstige Schauergeschichten. Die Lieder wurden von den Bänkelsängern damals durch die Städte und von Hof zu Hof getragen und sorgten für Gemeinschaftserlebnisse in den niederen Ständen.
Was sollte speziell die Bremer zu Ihnen ziehen?
Bei den Heimatliedern haben wir auch regionalen Bezug. Da bekommt man Hintergrundinformationen zum damaligen Leben in Stadt und Land.
INTERVIEW: JENS UTHOFF
16.30 Uhr, Volkslieder bei Kaffee & Kuchen, Infos unter: http://casadellamusica.kulturserver-bremen.de/
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