Gedenken an SS-Opfer

Innenminister Schily legt Kranz am Ort eines SS-Massakers in Italien nieder. Fünf dieser früheren SS-Leute leben noch

ROM afp ■ Zum 60. Jahrestag des SS-Massakers im italienischen Sant’ Anna di Stazzema nimmt Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) als erster deutscher Regierungspolitiker an einer Gedenkfeier für die Opfer teil. Schily wird am Donnerstag gemeinsam mit seinem italienischen Kollegen Giuseppe Pisanu einen Kranz für die 560 getöteten italienischen Zivilisten niederlegen, wie das Innenministerium in Rom gestern mitteilte. Bei der Massenhinrichtung in dem toskanischen Bergdorf hatten am 12. August 1944 Mitglieder der 16. Panzergrenadierdivision „Reichsführer SS“ auch 120 Kinder umgebracht, sogar Ungeborene schnitten die SS-Leute aus den Bäuchen ihrer Mütter.

Schily und Pisanu werden laut Ministerium eine Ausstellung des italienischen Bildhauers Novello Finotti zur Erinnerung an das Massaker eröffnen und das örtliche Museum besuchen, das dem Widerstand gegen die NS-Truppen gewidmet ist.

60 Jahre hatte es gedauert, bis im vergangenen Monat vor dem Militärgericht in La Spezia ein Prozess gegen sechs überlebende Mitglieder der nach Heinrich Himmler benannten SS-Panzerdivision begann. Erst vor zehn Jahren wurden 695 Akten gefunden, die Einblick in die von Nazis und Faschisten begangenen Gräueltaten boten.

Die italienische Staatsanwaltschaft beschuldigt die sechs Angeklagten, die alle in Deutschland leben und inzwischen um die 80 Jahre alt sind, der Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Keiner der Männer erschien zu dem Verfahren, das bis Anfang Oktober ausgesetzt wurde.