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Archiv-Artikel

Spielend lernen

SPD-Senator Böger legt Kita-Bildungsprogramm vor, das verpflichtendes Leitbild für alle werden soll

In der Kreuzberger Kita in der Markgrafenstraße gibt es eine Familienwand. An Kordeln festgebunden hängen dort kleine Alben – eines für jedes Kind. Darin sind Fotos: von dem Kitakind selbst, den Eltern, den Geschwistern und auch vom Haus- und Schmusetier. „Das ist unsere wichtigste Wand“, sagt Barbara Weltzel, die Kitaleiterin. „Hier findet unglaublich viel Kommunikation statt.“ Die Kinder erzählen sich gegenseitig von ihrem Zuhause – und sind damit mitten im Bildungsprozess. „Soziale und kulturelle Umwelt“ ist einer der sieben Bildungsbereiche, die im neuen „Bildungsprogramm Kindertagesstätten“ vorgesehen sind. Das hat Bildungssenator Klaus Böger (SPD) gestern vorgestellt.

„Das Bildungsprogramm soll der zentrale Leitfaden für die Arbeit in allen Berliner Kitas werden“, so Böger. Es wird jetzt allen Kitas zugestellt, für die Eltern ist eine Kurzinformation erarbeitet worden, die es bald auch auf Türkisch geben soll. Bis Jahresende sollen die Multiplikatoren in den Bezirken fortgebildet sein, bis zum Frühjahr nächsten Jahres alle Kitaleiterinnen der Stadt. Diese sollen ihr Wissen an die Erzieherinnen weitergeben und für die Umsetzung des Programmes sorgen. „Wir wissen, dass es mehrere Jahre dauern wird, bis das überall angekommen ist“, sagt die Erziehungswissenschaflerin Christa Preissing, die an der Erstellung beteiligt war.

In dem Programm wird zunächst das Bildungsverständnis beschrieben, dann werden Ziele und die Aufgaben der Erzieherinnen klar formuliert. Es folgen sieben zentrale Bildungsbereiche, darunter „Körper – Bewegung – Gesundheit“, „Kommunikation und Sprache“, Musik sowie mathematische und naturwissenschaftliche Grunderfahrungen. „Wir wollen keine vorgezogene Schule“, betont Preissing. „Die Bildungstätigkeit in diesem Alter läuft anders ab.“ Durch Spiel und Alltagserfahrungen wie beim gegenseitigen Betrachten von Familienfotos.

Geht es nach dem Willen des Bildungssenators, soll das Leitbild im Kitagesetz verpflichtend verankert werden, sollen die Einrichtungen künftig von externen Experten evaluiert werden. Die Grünen lobten gestern grundsätzlich das Programm, forderten aber verlässliche Rahmenbedingungen für die Kitas und eine bessere Aus- und Fortbildung für die ErzieherInnen. Ähnlich äußerte sich die CDU. SABINE AM ORDE