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Archiv-Artikel

Ende einer langen Suche

ln Bremen gibt es für den Islamunterricht eine zusätzliche Hürde: Die Landesverfassung schreibt vor, dass Religionskunde konfessionell unabhängig sein soll

Eigentlich sollte Islamkunde schon letztes Schuljahr gelehrt werden

Bremen taz ■ Endlich hat die Bremer Bildungsbehörde eine Lehrkraft gefunden, der sie zutraut, einen Islamunterricht im Sinne der Bremischen Landesverfassung zu geben. Die nämlich schreibt vor, dass Religionskunde an den Schulen überkonfessionell und unabhängig von den Kirchen oder anderen Religionsgemeinschaften unterrichtet werden soll.

Deshalb lehnten die Bremer das Angebot der islamischen Vereine ab, mangels geeigneter Alternativen Muslime als Pädagogen zu verpflichten – die allerdings kein deutsches Lehramtsstudium vorweisen können. Der Grund: Über das Dienstrecht will die Behörde die volle Kontrolle über das Verhalten der Lehrkräfte behalten. Die Vereine wiederum stimmten letztendlich zu, damit es überhaupt los geht mit dem Islamunterricht auf „allgemein islamischer Grundlage“ an der Weser. Denn eigentlich war die Stelle schon zum letzten Schuljahr ausgeschrieben. Doch jemanden zu finden, der sowohl die Behörde als auch die islamischen Vereine überzeugte, erwies sich als schwer.

Dieses Jahr dagegen war die Suche erfolgreich. Immerhin startet zum neuen Schuljahr nun ein kleiner Versuchsballon – wenn auch nur an einer Schule: 31 Schüler und Schülerinnen der fünften Klasse eines Schulzentrums im Hochhausviertel Tenever kommen jetzt zwei Stunden pro Woche in den Genuss eines Islamunterrichts. Genausoviele haben sich für Philosophie entschieden, 52 Jugendliche für Biblische Geschichte.

Die neu eingestellte Lehrerin habe in Deutschland studiert und unterrichte am Schulzentrum noch zwei weitere reguläre Fächer, sagt Schulleiter Gerd Menkens. Die Muslimin kenne den Glauben nicht nur aus der Perspektive einer Gläubigen. Schulleiter Menkens: „Für uns war entscheidend, dass sie bereits wissenschaftlich in dem Bereich gearbeitet hat.“ Für mehr Informationen vertröstet die Bildungsbehörde auf die Zeit nach den Herbstferien: Dann soll es eine erste Bilanz des Bremer Schulversuchs geben.

Den christlichen Kirchen in Bremen wurde die muslimische Konkurrenz damit versüßt, dass die Schulbehörde das über Jahre stiefmütterlich behandelte Angebot in Biblischer Geschichte drastisch ausweitete. Dieses Fach bieten in den Klassen fünf und sechs nun 95 Prozent der Schulen an – statt bislang mickeriger 5 Prozent. Eiken Bruhn