: Der Stadtteilarchivar
Inspirationsquelle St. Pauli: Ab heute werden Fotos von Günter Zint in der Galerie „Multiple Box“ ausgestellt
Bunt-flackernde Leuchtreklame und dunkle Ecken, die so genannten leichten Mädchen und schwere Typen, teure Clubs und bittere Armut – das ist ein Teil St. Paulis. Seit vier Jahrzehnten sind das Hamburger Amüsierviertel St. Pauli und seine Gegensätze für den Fotografen Günter Zint Motiv und Inspirationsquelle. Er war dabei, als die Beatles im „Star Club“ ihre Karriere begannen, als die Studentenproteste begannen und natürlich, als beim Häuserkampf in der Hafenstraße Steine flogen. Eine Auswahl seiner Fotos sind von heute an in der Ausstellung „Kiez Kult Alltag“ zu sehen. Die Galerie „Multiple Box“ zeigt knapp 300 Bilder aus den Jahren 1962 bis 2002.
Vierzig Jahre lang lebte der heute 62-Jährige auf St. Pauli und sammelte alles, was ihm in die Finger kam: Theaterprogramme, Kneipeninventar und natürlich tausende Fotos, die Zint von den Menschen in seinem Stadtteil machte. Aus Liebe zu Hamburgs berühmtestem Stadtviertel hatte der aus dem hessischen Fulda stammende Zint schon Anfang der 60er Jahre angefangen, den Alltag in den Straßen um Landungsbrücken und Reeperbahn mit der Fotokamera festzuhalten. Mit den Jahren entstand so ein umfangreiches Archiv, das später im St. Pauli-Museum präsentiert wurde.
Hohe Mieten und die Kulturpolitik des neuen Senats trieben ihn, den Gründer der ersten Pressekommune „APO-Press“, Dokumentar der Anti-AKW-Bewegung und Illustrator von Büchern Günter Wallrafs, allerdings aus der Hansestadt. Er siedelte auf einen Bauernhof nahe Worpswede um, der ihm genug Platz für sein Archiv bietet. Und das er freigiebig zur Verfügung stellt. lno
Eröffnung heute, 19 Uhr, bis zum 11. Oktober, Di–FR 8–18 Uhr, Sa 11–15 Uhr und nach Vereinbarung, Admiralitätstraße 76