Off-Kino
: Filme aus dem archiv – frisch ausgepackt

„Kinky Friedman – proud to be an asshole from El Paso“ (OF) 12. 8.–18. 8.; „I’ll never get out of this world alive“ (OmU) 12. 8.–18. 8. im Eiszeitlesung mit Wiglaf Droste über Kinky Friedman am samstag, 14. august, 21 uhr. Im anschluss werden Kinky-Friedman-platten aufgelegt

Unbestritten ist Kinky Friedman der außergewöhnlichste „star“, den die amerikanische countrymusik je hervorgebracht hat. Mit seinen Texas Jewboys sang der jüdische liebhaber dicker zigarren in den siebziger jahren mit bösem witz gegen intoleranz und rednecks an und machte mit dem titel „ride ’em jewboy“ den holocaust zum country-thema. Vor allem aber verweigerte sich Friedman der political correctness, sein zielsicherer spott traf alle und jeden.

Seit den achtziger jahren wirkt der kinkster vor allem als autor skurriler kriminalromane, als tierschützer der „Utopia Animal Rescue Ranch“ (kein witz) und seit neustem auch als kandidat für die gouverneurswahl von texas im jahr 2006. Dann möchte er seinen palästinensischen friseur als texanischen botschafter nach israel schicken. Die niederländische fernsehdokumentation „Kinky Friedman – proud to be an asshole from El Paso“ (2001, regie Simone de Vries) nähert sich ihrem gegenstand auf konventionelle weise an: Friedman erzählt aus seinem leben und führt den zuschauer an legendäre orte seines schaffens, derweil sich freunde, verwandte und fans in unverhohlener bewunderung ergehen.

Bill Clinton etwa liest einige passagen aus Friedmans romanen und kann sich gelegentlich vor lauter lachen gar nicht wieder einkriegen. So entsteht letztlich eine gelungene einführung in das thema Kinky Friedman, die zumindest anreißt, dass es auch nachteile haben kann, wenn man immer nur als „kultfigur“ gehandelt wird.

Passend zum thema hat das Eiszeit-kino in dieser woche dazu die dokumentation „I’ll never get out of this world alive“ (1992) über die country-legende Hank Williams ins programm genommen. Neben den obligatorischen interviews setzen die autoren und regisseure Wolfgang Büld, Olaf Kraemer und Christin Kelling hier stärker auf die musik des „old lovesick bluesboy“, der mit seinen songs generationen nachfolgender rockmusiker beeinflusste, jedoch selbst nicht einmal mehr die rock’n’roll-ära erlebte: alkohol- und tablettensüchtig, starb Williams 1952 im alter von nur neunundzwanzig jahren während einer autofahrt auf dem rücksitz seines cadillacs.

Stimmungsvoll und traurig kommt die low-budget-dokumentation deshalb daher – während die schwester des sängers meint, die leute projizierten in ihren bruder vor allem jene seelenlagen, die sie in sich selbst verspürten. Ist das bei kunst nicht immer so? LARS PENNING