: „Ich fahr da ja nicht nur zum Spaß hin“
Auch zu den Paralympics für körperlich Behinderte schickt Berlin seine besten SportlerInnen. Eine querschnittsgelähmte Diskuswerferin und ein sehbehinderter Sprinter haben beste Medaillenchancen
Ein Rekord ist schon mal sicher: In diesem Jahr schickt Berlin so viele Teilnehmende zu den Paralympics in Athen wie noch nie zuvor. Bei den Wettkämpfen, die im Anschluss an die Sommerspiele vom 17. bis zum 28. September stattfinden, kämpfen im 213 Mitglieder zählenden deutschen Team 25 Berliner SportlerInnen mit Behinderung um Ehre und Medaillen. „Die Stadt ist nach wie vor Spitze, was die Möglichkeiten körperlich behinderter Leistungssportler betrifft“, sagt Ralf Otto, Vizepräsident des Berliner Behindertensportverbandes. Die größten Hoffnungen auf Medaillen können sich die Leichtathleten Matthias Schröder und Marianne Buggenhagen machen: Die querschnittsgelähmte Krankenschwester hat in ihren Disziplinen Kugelstoßen, Speerwerfen und Diskus schon sieben Mal paralympisches Gold geholt.
Der sehbehinderte Sprinter und Weitspringer Schröder stand bei den letzten Welt- und Europameisterschaften mit Gold- und Bronzemedaillen auf dem Siegertreppchen. Bei der Medaillenvergabe in Athen will er auf jeden Fall mitmischen, „ich fahr da ja nicht nur zum Spaß hin“, sagt er. Mit einer Sehkraft von nur noch 2,8 Prozent orientiert sich Matthias Schröder beim Sprinten an den hellen Begrenzungslinien der Bahn. In seiner Lieblingsdisziplin, dem 200-m-Sprint, liegt er mit einer Bestzeit von 22,22 Sekunden knapp 2 Sekunden hinter dem bislang ungebrochenen Weltrekord von Michael Johnson.
Seinen Paralympicstitel verteidigen will das Berliner Segelteam im Dreimannboot. Die deutschen Sitzvolleyballer, die mit vier Berliner Männern an den Start gehen, gelten ebenfalls als Medaillenhoffnung. Auch Rollstuhlfechterin Daniela Rossek, die erstmals zu den Paralympics fährt, zählt zu den Favoriten.
Im Olympiastützpunkt in Weißensee haben sich behinderte und nichtbehinderte Athleten gemeinsam auf die Spiele vorbereitet – Berührungsängste gebe es kaum, sagt Ralf Otto. „Manchmal muss man noch einen Läufer überzeugen, dass ein Rollstuhl ihm nicht die Bahn kaputt macht. Aber die nichtbehinderten Athleten haben auch manchmal nicht schlecht gestaunt, wenn so ein Rollstuhlfahrer 20 Stufen auf dem Hintern hochklettert und seinen Rolli dabei hinter sich herzieht.“
Was die Trainingsmöglichkeiten für behinderte Sportler angeht, ist Otto, der Vize des Behindertensportverbandes, ganz zufrieden mit Berlin. Selbst das Olympiastadion biete optimalen Zugang für behinderte Sportler. „Nur an behinderte Zuschauer hat man beim Umbau offenbar nicht gedacht“, klagt er. Der Berliner Behindertenverband hatte bei der Eröffnung des frisch renovierten Olympiastadions vor 14 Tagen gegen den nicht behindertengerechten Umbau protestiert: Der Platz für Rollstuhlfahrende in den Zuschauerrängen bietet schlechte bis gar keine Sicht auf das Spielfeld.
ALENA SCHRÖDER