: Großstadt im Schatten: Mönchengladbach
Die Serie zur NRW-Kommunalwahl am 26. September. Heute: Mönchengladbach, wohl schwarz bis in die Ewigkeit
Mönchengladbach?270.000 Einwohner-Stadt im Schatten von Köln und Düsseldorf. Hat viel verloren: Die gesamte Textilindustrie und tausende Arbeitsplätze an den Osten, Heidi an Flavio, und Charlotte Roche an London. Die Moderatorin durchlebte nach eigener Aussage die „längste und schlimmste Pubertät der Welt“ in Mönchengladbach. Sie aß auf dem Nachhauseweg von der Rockdisco Regenwürmer.Wer hat was zu verlieren?Die CDU ihre einzige Oberbürgermeisterin in NRW, Monika Bartsch, 55 Jahre alt. Die Ex-Lehrerin wurde vorsichtshalber schon vor der Wahl von einem Kandidaten ersetzt, dem Mitvierziger und Juristen Stefan Wimmers. Zu verlieren hat die Stadt noch einen Spitzenplatz: Keine Kommune in NRW hat so viele SozialhilfeempfängerInnen. Gewonnen haben die Borussenfans: ein neues Stadion.Wer regiert im Rathaus?Eben diese Monika Bartsch, und das seit sieben Jahren. Ihre Amtszeit ist was für Fans: Das neue Stadion ist eröffnet, die Hockey-Weltmeisterschaft kommt 2006, städtische Bäder wurden aber geschlossen. Die Kerosinschleudern vom Mönchengladbacher Flughafen waren ihr immer ein Anliegen.Wer will da rein?Der unauffällige SPD-Kandidat Norbert Bude wurde schon vor anderthalb Jahren aufgestellt, unbekannt ist er trotzdem. Der Mitvierziger will Teamplayer sein, besteht aber auf der „Führungsrolle“. Sozialarbeiter Karl Sasserath von den Grünen ist schnauzbärtig und in Arbeitslosen- und Flüchtlingsinitiativen aktiv. Und FDP-Kandidat Anno Jansen-Winklen bewundert das Römische Reich und betreibt einen Biobauernhof mit Windrad.Was gibt es im Wahlkampf außer Kugelschreibern?Unverhofften und ungeladenen Besuch von den GenossInnen. Sie haben sich vorgenommen, von Tür zu Tür wandernd um Stimmen zu betteln. Die Schwatten karren SeniorInnen durch die Innenstadt, die FDP ist im gesamten August verreist, auch im September liegen keine Termine an.Und wer hat die schönsten Wahlplakate?Farbkonfusion der Großparteien: „Bude macht`s“ auf blauem Grund, Wimmers plakatiert „Für Sie“ und ganz jovial „Für Euch“ auf dottergelb. Nur die grauen Haare sind gleichgrau.Die taz-Prognose?Mönschenglattbach bleibt schwatt, wie jetzt und immerdar. Diesmal vielleicht sogar mit absoluter Mehrheit. Immerhin: SPD, Grüne und FDP streiten um den schönen zweiten Platz.ANNIKA JOERES