MIKROSKOPE, TELESKOPE, RÖNTGENGERÄTE: DIE SCHÖNSTEN FOTOS VOM UNSICHTBAREN

Die Fotografie ist ein visuelles Medium. Das heißt aber nicht, dass sie nur zur Abbildung des Sichtbaren taugt. Diesem Umstand widmet die Albertina Wien den Bildband „Fotografie und das Unsichtbare, 1840–1900“ (Christian Brandstätter Verlag, Wien 2009), der eine gleichnamige Ausstellung begleitet. Zu sehen sind Aufnahmen aus einer Zeit, in der Fototechnik vor allem ein Werkzeug wissenschaftlicher Neugier war. Mikroskope, Teleskope und Röntgengeräte lieferten bahnbrechende Erkenntnisse über die Beschaffenheit des Lebens jenseits des für das menschliche Auge Sichtbaren – und die Fotografie hielt diese fest. Damit fanden Bilder von Mikroben genauso wie von Mondkratern ein breites Publikum und wurden zu modischen Sujets. Plötzlich konnte man sein eigenes Skelett betrachten oder die Verästelungen elektrischer Funken studieren. Dinge des Alltags, die bisher der Wahrnehmung verborgen waren, konnten nun sichtbar gemacht werden. Zum Beispiel zeigte die sogenannte Chronophotographie bisher nicht nachvollziehbare Bewegungsabläufe. Wer sich bisher sicher war, zum Fotografieren werde Licht benötigt, wird auch in diesem Punkt eines Besseren belehrt. Auch in völlig dunklen Räumen prägen elektromagnetische Wellen rätselhafte Muster auf das Fotomaterial, wie im Falle der nebenstehenden Elektroskopie einer Hand von Hermann Schnauss aus dem Jahre 1900. Es versteht sich von selbst, dass derartige Bilder eine Menge Unordnung in vorherrschende gesellschaftliche und religiöse Denkmuster brachten. Der Band enthält deshalb auch Essays von Autoren wie Tom Gunning, in denen technische Voraussetzungen und kulturelle Wirkungen skizziert werden. CILLI POGODDA