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Archiv-Artikel

talente für türkei Entwicklungshilfe andersrum

Wäre eine klasse Vorstellung: Türkiyemspor spielt in der zweiten Liga, das Kreuzberger Katzbachstadion wäre alle zwei Wochen aus dem Häuschen, Berlin wäre nicht nur die Stadt von Hertha und Union, sondern auch die des türkischen Fußballvereins. Da tut es auch nichts zur Sache, dass dieser Traum schon oft geträumt wurde – und ebenso oft geplatzt ist.

KOMMENTAR VON UWE RADA

Nur leider könnte der Preis für die späte Realisierung reichlich hoch sein. Nicht nur für Fenerbahce Istanbul, den Club des Christoph Daum, der sich seinen Kreuzberger Talenteschuppen einiges kosten lassen müsste. Zwei Millionen Euro will Türkiyem-Trainer Kadir Aslan aus der Türkei, um aus seiner Mannschaft eine schlagkräftige Truppe zu formen, die den Aufstieg in den bezahlten Fußball schafft. Umgekehrt sollen die Kreuzberger Stars dann, wenn es so weit ist, in die Türkei wechseln. Und natürlich irgendwann auch für die türkische Nationalmannschaft spielen.

Der hiesige Fußball aber hat genau das Gegenteil nötig: Keine Entwicklungshilfe für, sondern vielmehr aus der Türkei. Anders als in Frankreich sind es hierzulande nämlich nicht die Scouts des DFB, die sich für den Nachwuchs nichtdeutscher Herkunft interessieren, sondern die aus der Türkei. Der neue Hertha-Stürmer Yildiray Bastürk wurde in Herne geboren, spielte in der Bundesliga in Bochum und Leverkusen, in der Nationalelf aber für die Türkei. Das hätte auch anders gehen können.

Nun kann man Türkiyemsport keinen Vorwurf machen, in Istanbul um Hilfe für den Aufstieg nachzusuchen. Wohl aber könnte das Talentebündnis, das der Kreuzberger Club anstrebt, auch dem neuen DFB-Team ein Vorbild sein, ungewöhnliche Wege zu beschreiten.

siehe SEITE 27