: Qual der Wahl
Auf der Suche nach dem Kinotag muss man durch die Woche gehen
Auf nichts ist mehr Verlass. Nicht mal mehr auf den Kinotag. Jeder Tag ist nämlich Kinotag – irgendwo. Die Yorck-Kinos halten traditionell am Montag als günstigstem Tag fest. Aber auch dienstags und mittwochs sind dort die Preise dort reduziert. Wer am Premierentag Donnerstag einen Film zum Dumpingpreis sehen möchte, besucht am besten ein Kino der Cinestar-Gruppe. Dort ist neben dem „Superkino-Dienstag“ jetzt auch der „heilige“ Donnerstag Kinotag. Noch mehr sparen kann man, wenn man sich das 5-Sterne-Spezial-Ticket-Berlin kauft. Dann ist für die nächsten fünf Besuche eines Cinestar-Kinos „jeder Tag Kinotag“. Nur bis 17 Uhr dagegen gibt es am Donnerstag in den Cinemaxx-Kinos die „Happy Hour“. Freitags und samstags finden sich leider keine Spezialangebote für Kinogänger. Empfehlenswert so der Besuch der fair bepreisten Programmkinos an diesen Tagen.
Wer am Sonntag noch nicht genug vom Kino und langen Wegen hat, kann sich ein paar Kinder schnappen und ins Cinemaxx Hellersdorf fahren. Dort ist Sonntag Familientag und das Kino verspricht: „Jeder Erwachsener in Begleitung seiner Kinder zahlt den Kinderpreis.“
Die meisten Angebote sind natürlich nicht in den zentral gelegenen Lichtspielhäusern gültig. So muss man durch die halbe Stadt fahren, um ein Schnäppchen zu schlagen. Und ohne Schnäppchen wird der Kinobesuch eher teuer. Viele Angebote, die dem Kinobesucher wenig nutzen, wenn er auch mittig ins Kino gehen möchte. Wenn er sich nicht gleich den Kinobesuch selbst sparen will.
Die Dumpingangebote werden natürlich gemacht, um Besucher anzulocken. Die Reaktion scheint aber gegenläufig. Gerade hat die Filmförderungsanstalt Berlin (FFA) die Zahlen über das zweite Kinohalbjahr 2002 und die ersten sechs Monate dieses Jahres vorgelegt. Sie zeigen: Die Besucherzahlen in deutschen Kinos gingen kontinuierlich zurück. Gleichzeitig stieg die Anzahl der bespielten Leinwände. Als Gründe für die Rückgang gibt die FFA die „außergewöhnliche hochsommerliche Wetterlage“, aber vor allem die „allgemeine wirtschaftliche Situation mit ihren rezessiven Auswirkungen“ an. Ist aber auch möglich, dass es in Berlin so viele andere und billigere Möglichkeiten gibt, sich zu amüsieren. In Sachen Film sind die Leute sowieso schon lange gut mit Homeentertainment bedient. Besucherzahlen in den Kinos wie in den 50er-Jahren können da nicht mehr erwartet werden.
HANNAH BRÖCKERS