Dr. Fußpilz hilft Mr. Draufgänger

In Andrew Flemings Comedy „Ein ungleiches Paar“ müssen Albert Brooks und Michael Douglas für die unbeschadete Heirat ihrer Kinder sorgen

Eine dysfunktionale Familie retten und die Welt von Waffenschiebern befreien: Beides ist möglich, wenn man seine Neurosen nur richtig einzusetzen versteht. Jedenfalls bringen Michael Douglas und Albert Brooks irgendwann kurz vor Schluss dieser „turbulenten Komödie“ – so das Presseinfo – auf einer Art Wassermotorrad einen sonargesteuerten Torpedo durch lautes Rufen und mit Hilfe einer Stadionhupe von seinem eigentlichen Ziel, der Hochzeitsgesellschaft am Strand, ab. Das kann als Schlüsselszene dessen gelten, was Hollywood immer noch am liebsten macht: durch lärmige Ablenkungsmanöver das Happy End davor bewahren, versenkt zu werden.

„Buddyfilme“ sind vermutlich deshalb das unzerstörbarste Genre des Kinos, weil sie immer die Maske eines anderen Genres leihen. Etwas fängt an als Western, Actionfilm oder Komödie und wird dann eine Geschichte darüber, wie zwei Kerle, die sich überhaupt nicht ausstehen können, durch besondere Umstände zusammengeschweißt werden. Und weil Männerfreundschaften auf der Leinwand stets etwas Anrüchiges anhaftet, müssen sie entweder durch Gewalt (Scorsese!) oder durch Neurosen definiert werden. So galt schon für Laurel und Hardy, Dean Martin und Jerry Lewis oder Walter Matthau und Jack Lemmon: Je weniger man sich versteht, desto mehr braucht man einander.

Das ungleiche Paar dieses Films sind Douglas als hyperaktiver Undercoveragent der CIA und Brooks als hypochondrischer Arzt für Fußkrankheiten, die gegen ihren Willen miteinander auskommen müssen, weil der Nachwuchs heiratet. Merke erstens: Alles ist erlaubt in einer Hollywoodkomödie – U-Boote versenken, von Hochhäusern springen, Flugzeuge stehlen –, bloß nicht dem eigenen Kind die Hochzeit zu verpatzen. Also raufen sich der ängstliche Spießer und der Kontrollfetischist zusammen und lassen es krachen.

Merke zweitens: Befreiung von der Neurose gibt es erst durch das katastrophische Geschehen. Wer nicht wie Dr. Fußpilz und Mr. Draufgänger möglichst weite Teile seiner Umgebung in Schutt legt, kommt in die Klapsmühle (so ein Waffenhändler, der eigentlich der Gewalt abgeschworen hat), oder, was wohl aufs Gleiche hinausläuft, in die Esoterik-Sekte – wie Douglas’ Ehefrau, die sich dort einer Antiaggressionstherapie unterzieht. Einzig normal ist nur das junge Hochzeitspaar. Deswegen sind die beiden wohl auch zum Sterben langweilig und werden am Ende mit einer öden Trauung bestraft. DIETMAR KAMMERER

„Ein ungleiches Paar“. Regie: Andrew Fleming. Mit Albert Brooks, Michael Douglas u. a. USA 2003, 95 Min.