: MinisterInnen entgehen Bomben
Bei Anschlägen auf Umweltministerin und Bildungsminister in Bagdad sterben fünf Bodyguards. Ultimatum an Milizen in Nadschaf. Deutscher Botschafter tritt Amt an
BERLIN afp/rtr/dpa ■ Zwei MinisterInnen der irakischen Interimsregierung sind gestern Bombenanschlägen knapp entronnen. Umweltministerin Miskat Mumin und Bildungsminister Sami al-Musafar blieben unverletzt, teilten Mitarbeiter mit.
Die Gruppe um Islamistenführer Abu Mussab al-Sarkawi bekannte sich im Internet zum Selbstmordattentat auf die Umweltministerin, bei dem mindestens vier Bodyguards ums Leben kamen. Ein Leibwächter wurde verletzt. Rund eine halbe Stunde nach dem Attentat auf seine Kollegin explodierte eine Bombe am Straßenrand, als Bildungsminister al-Musafar vorbeifuhr, teilte sein Büro mit. Einer seiner Leibwächter sei getötet worden, zwei wurden verletzt.
Indes hat Verteidigungsminister Hasim al-Schalaan die schiitischen Rebellen in Nadschaf gestern ultimativ aufgefordert, sich binnen Stunden zu ergeben. Andernfalls würden sie vernichtet. Auch der Gouverneur der Stadt, Adnan al-Sorfi, drohte den Milizionären mit einem Großangriff der Nationalgarden. „Wir werden die Stadt und das Mausoleum von den Milizen säubern, wenn sie nicht von selbst abziehen“, sagte al-Sorfi gestern. Die Nationalgardisten hatten zuvor erstmals auf Seiten der US-Truppen in die Kämpfe um die Imam-Ali-Moschee eingegriffen. Die US-Armee hatte wiederholt erklärt, sie werde das schiitische Heiligtum nicht betreten, um die religiösen Gefühle der Iraker nicht zu verletzen. Die Übergangsregierung hatte der Mehdi-Miliz von Muktada al-Sadr bereits vor einer Woche mit der Erstürmung der Imam-Ali-Moschee gedroht, wozu es aber nicht kam. Al-Sadrs Kämpfer halten sich in dem Gebäude seit drei Wochen verschanzt.
Erstmals seit 13 Jahren gibt es wieder einen deutschen Botschafter im Irak. Bernd Erbel habe Übergangspräsident Ghasi al-Jawar sein Beglaubigungsschreiben überreicht, teilte der Protokollchef gestern mit. Der 56-jährige Erbel, der sich mit Unterbrechungen seit Juni in Bagdad aufhält, hat als Diplomat in mehreren arabischen Staaten gearbeitet, darunter auch in Saudi-Arabien. Der letzte deutsche Botschafter hatte den Irak 1991 vor Beginn des Golfkriegs verlassen. Seit 1999 war die Bundesrepublik in Bagdad nur durch einen Geschäftsträger vertreten.