: German disease
Von Selbstzweifeln geplagt und von Schwermut erdrückt haben deutsche Manager und Politiker das Land mit den Jahren in die Krise getrieben. Seit Mitte der neunziger Jahre behaupten Neoliberale vor allem aus Deutschland, es liege am deutschen „Wesen“, dass der „Deutsche“ stets überreguliere und andere Volkswirtschaften Innovationen hiesiger Firmen vermarkten. Fragt sich, warum das Land der Dichter und Denker bis weit in die 80er Jahre hinein noch weltweit als das Vorbild in Sachen Wirtschafts- und Sozialgefüge gepriesen werden konnte. Das Schlagwort von der „german disease“, der deutschen Krankheit, kam Mitte Juli wieder in Mode, als Mercedes-Chef Jürgen Hubbert versuchte, die Lohnkosten im Werk in Sindelfingen auf das Niveau des Bremer Standortes zu senken. Spätschicht-Zulagen ab 12 Uhr mittags und die „Steinkühler“-Pause, pro Arbeitsstunde fünf Minuten bezahlte Ruhezeit, Anfang der siebziger Jahre vom damaligen IG Metall-Chef erkämpft, seien Teil der „schwäbischen Krankheit“. ksc