berliner szenen Literaturfestival III

Being Hanif Kureishi

Das Borchardt in der Französischen Straße ist eines dieser Restaurants, die das neue Berlin hervor gebracht hat: eine Edel-Esshalle, in der sich die Neureichen und Schönheitsoperierten der Stadt die Gabel in die Hand geben, eine Stätte zum Sehen und Gesehenwerden. Das Restaurant verfügt aber auch über ein diskretes Hinterzimmer, in dem man ungestört von der Laufsteg-Atmosphäre des Foyers speist.

Hanif Kureishi ist sicherlich einer der prominentesten Gäste des Literaturfestivals, das auf seine Internationalität stolz ist. Ein Popstar der postkolonialen Literatur, um deren Kosmopolität man die man Briten hierzulande gerne beneidet. Und so hat ihn sein deutscher Verlag in dieses repräsentative Hinterzimmer eingeladen, zum Empfang und Abendessen mit ausgewählten Journalisten.

Als der letzte der Journalisten eintrifft, sitzt die Runde schon eine halbe Stunde am Tisch. Zunächst unterhält sich die deutsche Presse miteinander über die Auswirkungen der andauernden Medienkrise, während Kureishi mit der Verlagsdame neben ihm auf Englisch über Kindererziehung und Schule redet. Lässig zurückgelehnt, die Arme verschränkt und mit weit offenem Hemdkragen wirkt er mit seinem grau meliertem Haaransatz ein wenig wie ein gealterter Schauspieler. Ähnlich professionell verhält er sich: Er weiß, dass er im Zentrum des Interesses steht, aber er drängt sich nicht auf. Sein Terminkalender ist dicht gedrängt: am nächsten Tag eine Lesung und ein Empfang im Babylon-Kino. Dort wird der Film „Intimacy“ vorgeführt, der auf Motiven seines letzten Romans beruht, und der Freitag ist gefüllt mit Verabredungen zu Interviews. Es ist eben ein Fulltime-Job, ein Popstar der britischen Literatur zu sein. DANIEL BAX