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Archiv-Artikel

Grüner Außenseiter plötzlich mittendrin

Die Serie zur NRW-Kommunalwahl am 26. September. Heute: Geplantes Einkaufszentrum politisiert in Unna

Unna?

Am östlichen Rand des Ruhrgebietes gelegen, 68.132 Einwohner und bei den Kommunalwahlen 1999 eine Wahlbeteiligung unter 50 Prozent. Dafür liegt die Arbeitslosenquote mit 13.4 Prozent drei Punkte über Bundesdurchschnitt. Richtet alljährlich das „größte deutsche internationale Krimifestival“ aus. Am Unnaer Hellweg, nicht im Rathaus. Das hat seinen eigenen Krimi, im Zusammenhang mit dem Bau eines Einkaufszentrums tauchen immer wieder Bestechungsvorwürfe gegen den amtierenden Bürgermeister und den ersten Beigeordneten der Stadt auf.

Wer hat was zu verlieren?

Die beiden großen Parteien CDU und SPD verlieren in der Wählergunst, weil sie den Bau des Einkaufszentrums „auf der grünen Wiese“ befürworten. FDP und Grüne sind dagegen, hoffen damit bei den Wählern zu punkten.

Wer regiert im Rathaus?

CDU Bürgermeister Volker W. Weidner, 56. Der verliert Sympathien bei den Bürgern, weil er nichts gegen die Schließung von Kinderspielplätzen unternimmt.

Wer will da rein?

Für die SPD tritt der erste Beigeordnete der Stadt Unna, Werner Kolter (55), an. Für die Grüne Alternative Liste kandidiert Hermann Strahl (56).

Was gibt es im Wahlkampf außer Kugelschreibern?

Fahrradflickzeug, Boulekugeln und Zoff um das geplante Einkaufszentrum. Der Einzelhandel befürchtet ein Absterben der Innenstadt, fast 10.000 Einwohner haben mit ihrer Unterschrift dagegen protestiert. Profitieren davon könnte Kandidat Strahl, der sich als einziger der Bewerber um das Bürgermeisteramt seit Planungsbeginn vor sieben Jahren, gegen den Bau auf der „grünen Wiese“ ausgesprochen hat.

Wer hat die schönsten Wahlplakate?

Nicht wirklich wichtig, weil die Plakate nicht wirklich schön sind. Immerhin ein parteiübergreifender Konsens. Wichtiger: Der Widerstand unter der Bevölkerung gegen das geplante Einkaufszentrum „Viktoria“. Das könnte eher für eine höhere Wahlbeteiligung als bei der Kommunalwahl 1999 sorgen als die Plakate. Allerdings tritt die Initiative „Bürger für Unna“, die die Unterschriftenaktion organisiert hat, nicht zur Wahl an.

Die taz-Prognose

Es könnte spannend werden in Unna. Der Wahlkampf setzt sich im Unterschied zu vielen anderen Städten tatsächlich mit kommunalen Inhalten auseinander. Neben dem Einkaufszentrum stehen die aufgeblasene Verwaltung und die Förderung der Jugendarbeit im Wahlprogramm der Parteien. ALEXANDER BÖER