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Archiv-Artikel

Wachstum nur „im Fernsehen“ zu bestaunen

Deutschland bremst die Konjunktur. Um Wachstum zu sehen, müssten Europäer die Glotze einschalten, spottet der IWF

Von URB

DUBAI rtr/taz ■ Wenn die Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF) nach Deutschland schauen, dann sehen sie vor allem eine Wachstumsbremse. Deutschlands Wirtschaftsschwäche, so heißt es im Jahresbericht des IWF, könnte die Erholung in Europa gefährden. „Im Moment müssen die meisten Europäer den Fernseher anmachen, wenn sie eine Konjunkturerholung sehen wollen“, sagt IWF-Chefvolkswirt Ken Rogoff. Deutschland, die größte Volkswirtschaft Europas, werde dieses Jahr die einzige sein, für die 2003 kein Wachstum, sondern nur eine Stagnation zu erwarten sei. Damit liegt die Prognose deutlich unter den 0,5 Prozent, auf die die Bundesregierung hofft. Immerhin lobt der IWF die „vielversprechenden Initiativen“ Deutschlands zur Reform des Arbeitsmarktes. Die Weltwirtschaft wird sich nach Einschätzung des IWF allmählich erholen. Dabei spielen die USA eine wichtige Rolle, für die der Währungsfonds seine Wachstumsprognose von 2,2 auf 2,6 Prozent plus erhöhte – im kommenden Jahr rechnen die Experten gar mit 3,9 Prozent. Dennoch macht dem IWF das große US-amerikanische Leistungsbilanzdefizit Sorgen, die Tatsache also, dass das Land vielmehr aus dem Ausland ein- als ausführt. Das werde auf lange Sicht zu einem klaren Kursverfall des Dollars führen.

Zu besseren Wachstumsaussichten für die Weltkonjunktur im zweiten Halbjahr 2003 tragen nach Einschätzung des IWF das schnelle Ende des Irakkrieges, weltweit wieder anziehende Aktienmärkte und niedrige Zinsen in Europa und den USA bei. Da Ausmaß und Geschwindigkeit der Erholung noch ungewiss seien und der Inflationsdruck niedrig, empfiehlt der IWF der EZB niedrigere Zinssätze.

Der IWF erwartet für die Welt unverändert ein Wachstum von 3,2 Prozent für dieses Jahr und 4,1 Prozent im nächsten.

Morgen treffen sich in Dubai die Notenbankchefs und Finanzminister der sieben führenden Industrienationen (G 7), wo ab Montag 14.000 Delegierte zur Jahrestagung von IWF und Weltbank erwartet werden. URB