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Archiv-Artikel

Vögel im Landtag

Kompromiss-Vorschlag: Schutzgebiete sollen schrumpfen. Bauern klagen gegen geplante Ausweisung

Kiel/Tielen taz ■ Eine Debatte darüber, ob die Halbinsel Eiderstedt und Teile der Eider-Treene-Sorge-Niederung in Schleswig-Holstein als Vogelschutzgebiete ausgewiesen werden sollen, lieferten sich gestern die Fraktionen des Landtages. Die rot-grüne Landesregierung will die Flächen im Sinne der „Flora-Fauna-Habitat“-Richtlinie als Teil eines europäischen Naturschutz-Programms nach Brüssel melden. Zahlreiche Bauern fürchten aber, dass sie dann auf ihrem Land nicht mehr frei wirtschaften dürfen.

Der Dialog mit den Betroffenen sei „außerordentlich schwierig“, sagte der umweltpolitische Sprecher der Grünen, Detlef Matthiessen. Das läge auch daran, dass „bei der CDU ein hohes Interesse vorlag, jegliche Konstruktivität zu unterbinden“: Der Bauernverband und einige Bürgermeister „mit schwarzem Parteibuch“ hätten Gespräche schlicht abgelehnt. Es bestünde immer noch die Möglichkeit, mit den Landwirten Verträge zu schließen – durch den Naturschutz könne zusätzliches Geld in die Region fließen. Tatsächlich hat die Regierung zwischen 77 und 150 Euro pro Hektar Land versprochen, wenn dort etwa in der Brutzeit nicht gemäht wird.

Die SSW-Fraktion versuchte zu vermitteln. Diese Vertreter der dänischen Minderheit beantragten, dass nur „unbedingt notwendige“ Flächen als Natura-2000-Gebiete gemeldet werden sollten. Diesem Antrag schlossen die Grünen und die SPD an. Schon Ende Juni hatte die Regierung die Fläche deutlich verkleinert, die sie nach Brüssel melden will. In den ersten Karten waren unter anderem geplante Gewerbegebiete als künftige Vogel-Brutplätze vorgesehen.

Mehrere Landwirte wollen gegen die geplante Gebietsausweisung klagen – ein Anhörungsverfahren sollte diese Woche eröffnet werden, das Schleswiger Oberverwaltungsgericht verschob den Termin jedoch auf Oktober. „Ein gutes Zeichen“, so Hans-Werner Clausen aus Tielen, Sprecher der Interessengemeinschaft „Rettet Eider-Treene-Sorge“ und einer der Kläger. „Offenbar will das Gericht sich ausführlich mit dem Fall beschäftigen. Wenn man es ablehnen wollte, hätte man es sich leichter machen können.“ Esther Geißlinger