Spielen ja – aber nicht vorm Tor!

Was nützt der tödlichste Pass in den freien Raum, wenn plötzlich der Platz weg ist? Verschwunden in einem schwarzen Loch des Berliner Fußball-Universums. Jürgen Meisel beteuert, nichts gewusst zu haben von der intergalaktischen Aktion des Bezirksamtes. „Über Nacht wurde unser Rasenplatz weggebaggert, um dort eine Drainage zu legen“, erzählt der Präsident von Blau Weiss aus Tempelhof.

Der Landesligist von der Rathausstraße (!) fühlt sich von der öffentlichen Hand abgewatscht. Nun muss sich der Verein mit Lokalrivalen Traber FC den benachbarten Kunstrasenplatz teilen. „Wir können nur auf dem halben Feld trainieren“, stöhnt Meisel. Im Oktober soll der Na turrasen wieder auftauchen.

Vereine liegen an der Viererkette ihrer Bezirke, werden von eigensinnigen Beamten ausgekontert, die die Fußballer ins Leere laufen lassen.

Etwa Peter Witte, Vorsitzender des BSV 92. „Das Objekt ist fantastisch, die Gelder bewilligt“, schwärmt der Mann von der Sanierung des Wilmersdorfer Stadions. Über den neuen Rasen kann Witte vorerst nur im Olympiastadion streichen. „Wir bekommen das gleiche Modell“, sagt der BSV-Boss. Angerückt sind die Bautrupps in Wilmersdorf zum geplanten Termin jedenfalls nicht. Trotzdem ist Witte von dem Projekt überzeugt: „Es wird eine tolle Sache!“

Türkiyemspors Stürmer schossen in der Vorbereitung auf die neue Saison traumhafte Tore. Denn bis vor das Ziel aller Kicker kamen sie am Kreuzberg erst gar nicht. „Betreten verboten“, hieß es an der Strafraumgrenze im Katzbachstadion. „Wir durften zweimal wöchentlich auf Naturrasen trainieren, aber nicht vor den Toren“, erzählt Präsident Kadir Aslan. Das sensible Grün vor den Pfosten benötigt behutsame Pflege!

Yesilyurt gilt als wohlhabender Klub, aber dass auf dem Rasenplatz an der Osloer Straße Kies liegt, überraschte selbst die Neider des Weddinger Aufsteigers. „Da hat das Gartenbauamt ein bisschen Unfug gemacht“, untertreibt Yesilyurt-Sprecher Frank Berton. Der Oberliga-Start gegen Eisenhüttenstadt wurde in den Jahnsportpark verlegt. „Das hat uns 150 Euro Umlegegebühr und einige Zuschauer gekostet“, grummelt Berton.

Immer noch besser, als ein Geisterclub zu sein wie der BSC Reinickendorf. Die traditionelle Heimstätte der Feierabendtruppe vom Schäfersee ist platt gemacht worden. Wäre halb so schlimm, würde die neue Spielfläche nicht in Holland lagern. Bis der Belag nach Berlin wächst, trägt der BSC seine Heimpartien an der Göschenstraße in Wittenau aus, trainiert wird meist am Platz an der Reginhardtstraße. „Die gesamte Vorbereitung war eine einzige Notmaßnahme“, schimpfte Trainer Klaus Mehlig schon öffentlich in der Fußball-Woche. JÜRGEN SCHULZ