Schutz aus Tüll und Abfallbrettern

Noch ist nicht sicher, ob sich die City Nord durch die Ansiedlung junger Künstler beleben wird. Fürs Erste präsentieren fünf Dänischen im neuen Ausstellungsareal von KX. Installationen, die mit ihrer eigenen Brechung spielen

Ob dem Versuch, Kunst in die City-Nord zu bringen, längerfristig Erfolg beschieden ist, steht in den Sternen. Immerhin – vom Himmel kommt jetzt ein Gruß: Eine weiße Wolke durchdringt den Glaskasten des Ausstellungsortes KX. am Mexikoring. Mitgebracht hat sie eine Gruppe von fünf dänischen Künstlern, die ihre Arbeiten unter das Motto KANON-E gestellt haben. Tatsächlich gibt es eine funktionsfähige Kanone von Peter Egedal Andreasen aus Baumarktmitteln, die allerdings nur dazu dient, Orangen etliche Meter weit in den Himmel zu befördern. Andere Vorstellungen sind nicht ausgeschlossen – bis hin zum Vietnamkriegs-Gift Agent Orange. Ähnlich changiert die andere Arbeit von Andreasen: Schutz ist ein Bündel von Abfallbrettern mit Scharnieren und Schrauben, mit einer Decke, einem Kissen und Tüll. Aufgebaut böte es einen Schlafplatz für eine Person, sei sie nun forschungsreisend in fernen Gegenden oder obdachlos in der City.

Den Kanon von Populärkultur untersuchen die meisten der Künstler. Henrik Andersen kombiniert Stummfilmstücke in einer Videowand, Claus Eggemose dekonstruiert Wohninszenierungen: Stuekultur ist eine Art begehbarer Schrank mit beweglichen bemalten Stahltüren und Totalmiljø eine Installation von einer farbig hinterleuchteten Jalousie mit violettem Aluminiumtisch.

Malerei und Skulptur, eigene Formfindung und soziales Engagement bis zum Kuratieren internationaler Ausstellungen verbindet Heine Skjerning in seiner Arbeit. Auf KX. zeigt er eine komplexe Installation verschiedenster Materialien. Die zentrale plastische Form sieht aus wie eine riesige Zitronenpresse, ist aber aus Filz und an einem silbermetallenen Garderobenständer aufgehängt. Drei Diaprojektoren setzen die Arbeit unterschiedlichen Lichtstreifen aus, ein Möbelwinkel mit Kuhhörnen und blauem Gipskopf ergänzt die Assemblage.

Über all dem schweben die Großfotos von des Künstlers Haus, mit einer Ausstellung seiner Malerei an der Außenfassade. Das Ganze heißt Connecting to reality, scheint aber eher aus der Realität herauszuführen. Nicht zufällig durchdringt gleich daneben die weiße Wolke von Jakob Jensen das Fenster und führt den Blick zurück in die Architektur der City Nord. HAJO SCHIFF

Do+Fr 12–16, Sa+So 14–18 Uhr, KX., Mexikoring 9a; bis 16. 10.