: Energie aus dem All
Neue Raumfahrt-Technologie soll helfen, Sonnenenergie aus dem Weltraum zur Erde zu transportieren
Bremen taz ■ Eröffnet wird der 54. Internationale Raumfahrtkongress in den Bremer Messehallen zwar erst am kommenden Montag. Aber die Bremer Raumfahrtindustrie wirbelt bereits: „Energie aus dem Weltraum – Meilenstein für künftige solare Versorgungssysteme direkt aus dem All“, verkündete gestern die EADS Space Transportation und stellte ihren jüngsten Forschungserfolg der Öffentlichkeit vor: Eine Technologie, die es ermöglicht, Energie per Laserstrahlen präzise an einen Punkt zu transportieren.
In ferner Zukunft, so die Vision, könnte etwa im Weltraum eingefangene Sonnenenergie per Laserstrahl zur Erde geschickt werden – und hier dazu beitragen, die weltweite Energieversorgung zu sichern. Eine andere Anwendung soll die neue Technologie in der Raumfahrt selbst finden: Bemannte und unbemannte Missionen im All könnten via Laser mit Power versorgt werden. „Wir erschließen für die Raumfahrt und für das Leben auf der Erde gleichermaßen ein riesiges Potential“, sagte Frank Steinsiek, Leiter des Projekts bei EADS Space Transportation.
Die Technik, via Laser Energie zu transportieren, ist allerdings nichts Neues. Neu an der EADS-Entwicklung ist, dass der Laserstrahl einem anvisierten Objekt folgen und es so dauerhaft mit Energie versorgen kann. Das heißt, dass beispielsweise der Motor eines Fahrzeugs, das auf dem Mond oder Mars umherfährt, mittels Laserstrahlen betrieben werden könnte.
Neu ist auch, dass EADS Space Transportation darauf setzt, via Lasertechnik Erde und Weltraum mit Energie zu versorgen. Denn die Energieübertragung über Laserstrahlen ist nicht unproblematisch: Heutige Lasergeräte etwa sind dafür noch lange nicht leistungsfähig genug. Solar-Kraftwerke im All, errichtet in 36.000 Kilometer Höhe, könnten künftig Energiemengen im Gigawatt-Bereich produzieren und per Laser auf die Erde schicken, träumten gestern die EADS-Techniker. Das kleine Weltraumfahrzeug, an dem die Technologie gestern demonstriert wurde, erhielt indes gerade mal fünf Watt von einem 30 Meter entfernt platzierten Gerät und bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von zwei Zentimetern pro Sekunde. Energie aus dem All – vielleicht doch eher ein Thema für einen der späteren Raumfahrtkongresse.
Dorothea Siegle