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Archiv-Artikel

Problem oder Gewinn?

Gerontologischer Kongress in Hamburg zum Thema Lebenserwartung tagt seit gestern im UKE. Die Forscher erwarten eine deutliche Steigerung in den kommenden Jahren

Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Lebenserwartung in den kommenden Jahren „einen deutlichen Sprung macht“. Neue therapeutische Möglichkeiten in der Medizin erhöhten die Lebensdauer weiter, sagte Prof. Klaus Sames vom Zentrum für experimentelle Medizin am Unikrankenhaus Eppendorf (UKE) gestern zum Auftakt eines dreitägigen internationalen Gerontologen-Kongresses zum Thema „Verlängerung der Lebensdauer“.

Derzeit würden Frauen in Deutschland durchschnittlich 80 Jahre alt. „Wir werden noch viel älter werden“, erklärte Sames. In den kommenden 50 Jahren steige die Lebenserwartung auf 100 Jahre. Neue Medizintechnologie werde es schon in wenigen Jahren möglich machen, Organe zu reparieren, Zellen und Gewebe künstlich herzustellen.

„Die Frage, ob und wie diese Technologien am besten im Interesse alter Menschen eingesetzt werden können, bedarf jedoch sorgfältiger Prüfung“, betonte die Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) in einem Grußwort. Ihre Auswirkungen auf das Altern und die Probleme, die damit verbunden sein könnten, seien deshalb auch Gegenstand einer Enquete-Kommission zu Ethik und Recht der modernen Medizin. „Die Verlängerung der Lebenszeit darf kein Problem werden, sondern muss als Gewinn für den Einzelnen und die Gesellschaft begriffen werden“, meinte Schmidt.

„Es gibt keine gesunden Alten. Es gibt kein Alter ohne Krankheit“, sagte der Gerontologe Dietrich Schachtschädel. Der Energiestoffwechsel verändere sich, der körpereigene Reparaturbetrieb funktioniere nicht mehr. Hier setze die experimentelle Gerontologie an. Eine große Rolle für eine langes Leben spielt nach Überzeugung der Wissenschaftler aber auch die Ernährung. „Übergewicht verkürzt die Lebensdauer“, betonte Sames. Wer mit wenig Kalorien auskomme, „der lebt länger“. lno