: Revolution im Kabel
Netzbetreiber KDG will Milliarden investieren, um Monopolpläne zu retten. Zugeständnisse an die Sender
Kabel Deutschland (KDG) macht Ernst: Der Möchtegern-Monopolist will dem Bundeskartellamt mit umfangreichen Zugeständnissen doch noch die Zustimmung zur Großfusion im deutschen Kabelfernsehmarkt abtrotzen. 1,8 Milliarden Euro – dreimal so viel wie bisher geplant – werde man bis zum Jahr 2010 in die Netzaufrüstung investieren, kündigte KDG gestern an. Bisher war lediglich von 500 Millionen Euro bis 2007 die Rede.
Abmahnung
Das Kartellamt hatte vergangene Woche erklärt, beim gegenwärtigen Stand den Zusammenschluss der in 13 Bundesländern aktiven KDG mit den 3 verbleibenden regionalen Kabelnetzbetreibern Ish (NRW), Iesy (Hessen) und Kabel Baden-Württemberg zu untersagen, da so die „marktbeherrschende Stellung von KDG“ bis hin zum Monopol verstärkt würde.
Die Milliardeninvestitionen sollen in den bundesweiten Ausbau der Kabelnetze für High Speed Internet (HSI) fließen. KDG will bis 2014 rund 80 Prozent aller anschließbaren Haushalte – rund 21 Millionen Wohneinheiten – aufrüsten. Und dann, so KDG-Chef Roland Steindorf, gebe es endlich „echten Wettbewerb“ mit dem „dominierenden Marktführer Telekom“.
Auch beim vom Kartellamt heftig kritisierten künftigen Geschäftsmodell zwischen Kabelbetreiber und TV-Sendern steckt KDG deutlich zurück. Zentrale Zusagen sind hier der Verzicht auf die Verschlüsselung bei digitalen Free-TV-Sendern bis 2007. Damit räumt KDG – wenn auch nur zeitlich begrenzt – einen der entscheidenen Kartellamts-Einsprüche aus. Denn nach der bisherigen Planung hätten auch Sender wie ARD, ZDF, RTL und Sat.1 nur mit einer entsprechenden Decodierungs-Software empfangen werden können. Laut KDG sollten so Schwarzseher abgeschreckt werden, die Sender fürchteten dagegen die Abhängigkeit von der KDG-Software.
KDG wird in den nächsten fünf Jahren zudem kein eigenes TV-Programm veranstalten bzw. eigene Programmrechte erwerben – auch dies ein wichtiges Zugeständnis an die Sender. Beim Bezahlfernsehen garantiert KDG eine „offene Plattform“ für alle Anbieter. Pay-TV-Programme können so nicht nur über KDG, sondern auch vom Veranstalter selbst oder von Dritten wie Premiere vermarktet werden.
Keine Gebührenerhöhung
Und quasi als Schmankerl legt KDG noch was oben drauf: Die Gebühren, die die analogen Sender für die Durchleitung durch das TV-Kabel bezahlen, werden in den nächsten zehn Jahren nicht erhöht. – Bleibt abzuwarten, was das Kartellamt sagt. Die Entscheidung fällt bis Anfang Oktober. STEFFEN GRIMBERG