Der gläserne Patient

Eine Umfrage soll Sozialsenatorin Röpke helfen, die gesundheitliche Vorsorge „effizienter“ zu gestalten

Bremen taz ■ Mithilfe einer Umfrage will Bremens Gesundheitssenatorin Karin Röpke (SPD) das Gesundheitssystem auf Einsparpotentiale untersuchen. Die vorhandenen Angebote müssten auf ihre Qualität und Effizienz hin überprüft, Information und Beratung „patientengerechter“ werden, sagte Röpke gestern. Dabei spiele der Kostengesichtspunkt eine wesentliche Rolle.

Zwar gebe es im Bundesland Bremen immer noch eine „beeindruckende Vielfalt“ an Beratungsstellen – trotz der bereits eingestellten Zahlungen für Frauengesundheitszentrum und Aidshilfe – doch was diese genau anbieten, sei jedoch nicht immer klar. Um „Schwachstellen in der gesundheitlichen Versorgung aufzuspüren“, hat die Senatorin nun beim Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen (ZES) und dem Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) eine repräsentative Studie in Auftrag gegeben. Deshalb finden rund 10.000 BremerInnen und BremerhavenerInnen dieser Tage einen Fragebogen in der Post, der laut den AutorInnen in 20 Minuten zu beantworten ist.

In den rund 70 Fragen geht es nicht nur um die eigenen Erfahrungen mit ÄrztInnen, Krankenhäusern, Beratungseinrichtungen oder die Nutzung von Telefon-Hotlines und Internetangeboten. Gefragt wird auch, wie man mit Krankheiten umgeht, ob man raucht oder Sport treibt und wie man den eigenen Gesundheitszustand einschätzt. Eine Meinung über die Gesundheitspolitik wie es die unabhängige Patientenberatung foderte, wird allerdings nicht abgefragt. Alle gewonnenen Daten betonte der Sprecher des ZES, Prof. Rainer Müller, würden nur in anonymisierter Form verwendet.

Die Kosten für die Umfrage werden auf rund 34.000 Euro veranschlagt. Müller vermutet, dass die Studie vor allem beim Informationsstand der PatientInnen Defizite zu Tage fördern wird: Viele von ihnen würden „allein gelassen“ oder müssten sich auf eine „Laienszene“ verlassen, gerade wenn sie im Internet nach Beratung suchten. Handfeste Ergebnisse erwarten die WissenschaftlerInnen Anfang des nächsten Jahres.

„Die Erkenntnisse müssen dann aber auch Konsequenzen haben“, so die Senatorin. Das bedeute aber nicht zwangsläufig, dass weitere Einrichtungen geschlossen werden. Ganz im Gegenteil: Wenn es Bedarf gebe, könnten durchaus neue Angebote entstehen. Zusätzliche Mittel dafür konnte Karin Röpke freilich nicht in Aussicht stellen. Jan Zier