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Archiv-Artikel

CIA sucht verzweifelt

Trotz Entsendung eines Spezialteams mit CIA-Unterstützung – es wollen einfach keine Hinweise auf ABC-Waffen im Irak auftauchen

BERLIN taz ■ David Kay sollte endlich der Welt zeigen, dass die Begründung der US-Regierung für den Irakkrieg nicht erfunden war. Er war der richtige Mann für Präsident George W. Bush, als Mitte Juni, zwei Monate nach dem Einmarsch der US-Armee in Bagdad, immer noch keine Spuren der angeblich so bedrohlichen irakischen Waffenarsenalen zu sehen waren. Als die irakischen Behörden im September 1991 den Kontrolleuren der Vereinten Nationen Dokumente zu Waffenprogrammen nicht aushändigen wollten, entschied der von der US-Regierung entsandte David Kay, mit seinem Team von 44 Inspektoren auf dem Gelände der irakischen Atomenergiebehörde zu bleiben. Per Satellitentelefon hielt er den Kontakt zur Außenwelt. Kay wurde der erste Medienstar unter den UN-Inspektoren.

1.400 US-Soldaten und den Apparat der CIA stellte Bush David Kay zur Verfügung, um im Irak auch der kleinsten Spur nachzugehen. Nach vier Monaten hat Kay jetzt, nach Informationen der BBC und der New York Times, einen Bericht vorgelegt, in dem er zu dem Schluss kommt, dass es keine Belege für die Existenz von ABC-Waffen gibt. Lediglich Hinweise auf Vorprodukte für die Produktion von Kampfstoffen hätten die Teams den Berichten zufolge gefunden. Zudem sollen in dem Bericht Indizien auf die Existenz so genannter Dual-Use-Materialen angeführt werden, also solcher Technologien und Stoffe, die sowohl für Waffenprogramme als auch für die zivile Produktion genutzt werden. Der Report stützt sich dabei den Angaben zufolge auf im Irak gefundene Dokumente und auf Aussagen von Irakern.

In den nächsten Wochen sollen zumindest Auszüge aus dem Bericht veröffentlicht werden. Noch scheinen die CIA-Beamten, alarmiert durch die Kritik aus dem US-Kongress, an den Formulierungen für die Schlussfolgerungen zu feilen. Vorsichtshalber teilte ein Sprecher der CIA schon einmal mit, dass es sich nur um einen „vorläufigen Bericht“ handelt. Seine Behörde erwarte außerdem nicht, dass der Report „zu eindeutigen Ergebnissen kommt oder irgendetwas ausschließt“. Darauf wird Bush bauen. Denn es wird nie einen Bericht geben, der belegt, dass es vor Beginn des Irakkriegs ohne jeden Zweifel keine irakischen ABC-Waffen gab. Ein solch negativer Beweis, dass weiß auch der Präsident, ist logisch schlicht unmöglich.

ERIC CHAUVISTRÉ