piwik no script img

Archiv-Artikel

Monate der Auswertung

Bundesweiter Kinderpornoring aufgeflogen. In Hamburg wurden Wohnungen von 17 Verdächtigen durchsucht

Deutschen Fahndern ist einer der bisher größten Schläge gegen die weltweit agierende Kinderpornographie-Szene gelungen. Von den Ermittlungen seien 26.500 Internet-Nutzer in 166 Ländern betroffen, sagte Sachsen-Anhalts Innenminister Klaus Jeziorsky (CDU) gestern in Magdeburg. Bundesweit wurden mehr als 500 Wohnungen durchsucht und 530 Verdächtige ermittelt, die kinderpornographisches Material besessen oder verbreitet haben sollen.

Allein in Hamburg durchsuchten rund 70 Beamte 21 Wohnungen von 17 Verdächtigen. Der Leiter der Dienststelle für Sexualdelikte im Landeskriminalamt Hamburg, Hans-Joachim Goy, sagte: „Die Männer kommen aus allen Gesellschaftsschichten: vom Hilfsarbeiter bis zum Piloten, vom Professor bis zum Familienvater mit eigenen Kindern.“

Die Beamten in der Hansestadt stellten 34 PCs sowie unzählige CDs und weitere Datenträger als Beweismittel sicher. „Die Auswertung des in Hamburg sichergestellten Materials wird noch Monate in Anspruch nehmen“, betonte Goy. Unter den gefundenen Bildern seien sehr harte pornographische Darstellungen auch von Kleinkindern gewesen. „Da wurden sogar Säuglinge vergewaltigt“, sagte der LKA-Experte. Die Verdächtigen seien über einen geschlossenen Internet-Zirkel an die Pornos gekommen.

Auch das „nur mal angucken“ am Computer-Bildschirm sei strafbar und kein Kavaliersdelikt, sagte der Ermittler. „User ignorieren das Elend von Kindern, das dahinter steckt“, betonte Goy. Wer wirklich zufällig an so ein Bild komme, sollte sofort die Polizei benachrichtigen. Der Kriminalbeamte warnte davor, Sheriff zu spielen und selbst im Internet für die Polizei zu suchen. „Das wollen wir nicht. Jede Nachfrage führt zu einem Angebot“, sagte Goy. Im vergangen Jahr gab es im Bereich Kinderpornographie rund 300 Verfahren mit Hamburger Beschuldigten. lno