: Schöne Vorführung
Trainer Schaaf muss sich nach Bremer 4:1-Sieg in Köln mehr Gedanken um das Los seines Trainerkollegen machen als um das Spiel seiner Elf
aus Köln DANIEL THEWELEIT
Mit einem Lächeln im Gesicht stand Klaus Allofs am berühmten Kölner Marathontor. Draußen wüteten die Kölner Fans nach der 1:4-Niederlage gegen Werder Bremen, forderten den Rauswurf von Trainer Friedhelm Funkel und beschimpften ihre Mannschaft. Der Werder-Sportdirektor dagegen erzählte vergnügt, „es macht einfach Spaß, jeden Samstag erklären zu müssen, warum unser Team so gut spielt“, und mit einer Kopfbewegung in Richtung der aufgebrachten Masse fügte er hinzu: „Das ist doch wirklich schöner als so etwas“.
„Schön“, unter diesem Begriff ließ sich der Nachmittag aus Bremer Sicht treffend zusammenfassen. Man spielte einen wirklich schönen Fußball, gepflegtes Kombinationsspiel, ergänzt mit der richtigen Dosis Einsatz, man erzielte vier wunderbare Tore, allesamt klug herausgearbeitet, und Trainer Thomas Schaaf meinte abschließend, dass nun auch „die Tabelle einen sehr schönen Anblick“ biete, „da werde ich diese Woche gerne hinschauen“. Platz zwei nach sieben Spieltagen, und es folgen zwei Heimspiele gegen die Spitzenteams aus Wolfsburg und Stuttgart, mehr kann sich das Bremer Fußballherz kaum wünschen.
Der großartig aufgelegte Fabian Ernst, der die ersten Bremer Tore durch Johan Micoud (10.) und Ivan Klasnic (40.) vorbereitet hatte, warnte allerdings vor allzu großer Euphorie. „Erst nach den nächsten beiden Spielen wissen wir mehr“, meinte er, und verwies darauf, dass die Leistung an diesem Tag nicht unbedingt auf die wahre Stärke der Mannschaft schließen ließ: „So einfach war es bisher noch in keinem Spiel. Wir haben schnell gemerkt, dass die Kölner unsicher waren, dass wir besser in die Zweikämpfe kamen, da geht man natürlich vorne drauf.“
Das reichte, um den desolaten Tabellenletzten aus der Bahn zu werfen. „Das frühe Gegentor hat uns vollkommen durcheinander gebracht“, meinte Kölns Stürmer Matthias Scherz, der wenigstens noch zum zwischenzeitlichen 1:3 verkürzt hatte (78.). Er konnte froh sein, dass am Ende nur noch Paul Stalteri (70.) und Angelos Charisteas (90.) für die Gäste trafen. Werder hätte auch 7:1 gewinnen können.
„Unser einziges Manko“, sagte Schaaf. „Ansonsten haben wir von hinten bis vorne sehr stark gespielt.“ Fast noch mehr am Herzen als dieser tolle Sieg lag dem Trainer indes das Schicksal seines Kollegen Funkel. „Ich plädiere dafür, dass man sich daran erinnert, wie er diese Elf wieder in die Bundesliga geführt hat. Bitte gebt ihm noch mehr Zeit“, sprach er in jedes Mikrofon, das ihm vor den Mund gehalten wurde. Dann stieg er in den Bus und wurde mitsamt seiner Mannschaft von den Kölner Fans vor dem Marathontor gefeiert.