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Archiv-Artikel

Konversionsprojekt auf der Kippe

Weil ein Vogelschutzgebiet beeinträchtig würde, stoppt ein Gericht den Bau der Groß-Ferienanlage „Port Olpenitz“ in Kappeln. Geklagt hatten mehrere Naturschutzverbände. Das Kieler Wirtschaftsministerium gibt sich zerknirscht

Aus für „Port Olpenitz“ in Kappeln? Am Donnerstagabend baute das Oberverwaltungsgericht Schleswig zumindest eine hohe Hürde für das geplante Mega-Ferienzentrum mit Jachthafen an der Schlei auf: Der Bebauungsplan der Stadt Kappeln ist unwirksam, entschied das Gericht unter Vorsitz von Jens Fries.

Damit gab er der Klage mehrerer Umweltverbände – Nabu, BUND, die Interessengemeinschaft für Umweltschutz und die Landesnaturschutzverbände – statt. Der Plan sei nicht mit den Vorgaben des Natur- und Umweltschutzes vereinbar. Durch geplante 960 Häuser, 2.500 Bootsliegeplätze und Freizeitanlagen von Wellness bis Schlittschuhbahn seien die Ziele des angrenzenden Europäischen Vogelschutzgebiets „Schlei“ erheblich beeinträchtigt.

Die Verbände hatten ihre Klage auf formale Fragen gestützt. Unter anderem regle die Vorlage nicht, was passiert, wenn der Investor wechselt, sagt Nabu-Geschäftsführer Ingo Ludwichowski. Dem schloss sich Richter Fries an: „Verträge sind nicht öffentlich, die Bauaufsichtsbehörde prüft keine Verträge.“

Hinter den formalen stehen naturschutzfachliche Bedenken und Forderungen. So sorgt sich Ludwichowski, dass die Häuser zu dicht am Naturschutzgebiet stehen. Auch fürchtet er, dass brütende Vögel gestört werden und Müll aus den Gärten ins Schutzgebiet fliegt. Stoppen wollten die Naturschützer das Projekt nicht, sagt Ludwichowski: „Aber wir erwarten Zugeständnisse.“

Auf dieser Basis war Mitte Februar eine außergerichtliche Einigung versucht worden, aber offenbar waren die Unterschiede zu groß: Kappelns Bürgermeister Roman Feodoria (CDU) hatte deutlich gemacht, dass es „keine Alternative“ zum Port gebe. Ohne das Großprojekt, hinter dem ein amerikanischer Investor steht, würde die Kleinstadt „in die 60er Jahre zurückfallen“.

Die Anlage mit einem Investitionsvolumen von rund 500 Millionen Euro sollte dem Ort bis zu 1.000 neue Arbeitsplätze bescheren, nun wurde erst einmal ein Baustopp verhängt. Port Olpenitz sollte auf der Fläche eines ehemaligen Bundeswehrstützpunktes, das an das Naturschutzgebiet angrenzt, entstehen. Vor einiger Zeit war bereits der Plan gescheitert, in Kappeln ein paralympisches Sportzentrum zu bauen.

Enttäuscht von dem Urteil zeigte sich der Kieler Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU): „Die Natur ist ein hohes Gut. Aber ich sehe mit Besorgnis, dass der Naturschutz als Blockadeinstrument benutzt wird.“ Dies sei ein „schlechtes Signal“ für potenzielle Investoren. Marnette appellierte an die Beteiligten, den Plan so zu ändern, dass er „gerichtsfest“ wird. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Detlef Matthiessen erklärte am Freitag, nicht der Naturschutz stehe dem Projekt entgegen, sondern „die stümperhafte Planung von Stadt und Landesregierung“.

Wie der Investor sich verhält, ist unklar. Port-Olpenitz-Geschäftsführer Jaska Harm sagte der Landeszeitung, er werde das Urteil prüfen. Seien nur kleinere Punkte nachzubessern, werde das geschehen – „ansonsten war es das“. ESTHER GEISSLINGER