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Archiv-Artikel

Verbrechen in Beslan

betr.: „Eine Konsequenz aus der Tragödie von Beslan ist sicher: Hass und noch mehr Hass“, „Falsche Solidarität: Schröder will Putin nicht kritisieren“, taz vom 4. und 6. 9. 04

Schröder vermochte keine Wahlmanipulationen seines KGB-geschulten Freundes Putin zu „erkennen“. Er verwehrt der Verhinderung einer zivilisierten Wahl die Aufmerksamkeit und liefert damit denen, die sich Aufmerksamkeit herbeibomben, eine unverdiente Rechtfertigung. Wie kann ein Mann mit einem derartigen Aufmerksamkeitsdefizit die über das rein Ökonomische hinausgehenden Zusammenhänge verstehen, die sich uns heute als „Globalisierung“ darstellen? GÖTZ KLUGE, Eching

Beslan steht für ein weiteres abscheuliches Verbrechen! Ein grausamer Terrorakt, verübt an unschuldigen Kindern und Erwachsenen. Sollte diese Geiselnahme politisch motiviert gewesen sein, für mich ist es ein unmenschliches Verbrechen ohne Inhalt.

Es gibt keine Neutralität gegen Terror. Dies gilt auch für den Staatsterror. Präsident Putin ist vor allem durch seine entschlossene militärische Initiative gegen Tschetschenien Präsident Russlands geworden. Obwohl Tschetschenien einem Trümmerfeld gleicht und die militärische Intervention keine Lösung gebracht, sondern nur die Eskalation gefördert und das Schlachtfeld sich nun auch nach Russland verlagert hat, setzt Putin weiterhin auf militärische Härte. Opfer sind die Zivilbevölkerungen Tschetscheniens und Russlands.

Der Westen hat Putin in Tschetschenien freie Hand gelassen. Massive Menschenrechtsverletzungen unter dem Decknamen des Krieges gegen den Terror. Zur angeblichen Präsidentschaftswahl in Tschetschenien, richtig ist wohl eher zur Einsetzung einer weiteren Marionette Russlands, erhält Putin von namhaften europäischen Ländern noch Gratulationen. Stattdessen wäre Europa den Menschen verpflichtet, die genug haben von Terror und Krieg. Diese Menschen gibt es auf Seiten der Tschetschenen sowie der Russen. Europa muss die Bühne für Verhandlungen einer friedlichen Lösung sein. PASCAL MERZ, Gansenbach, Littau (CH)

Ich lese gerne und viel taz. Deshalb hat es mich angesichts der vielen Toten in Beslan aufgeregt, dass Jürgen Gottschlich auf Seite eins vom großen Showdown gesprochen, besser geschrieben hat. Dieses Wort ist eine Beleidigung der vielen Opfer. Bild hätte es nicht schlechter schreiben können! Was ist eigentlich ein „Showdown“? Sicher ein Wort, welches angesichts vieler von Medien beobachteten und dokumentierten Kriege (mit Show-Charakter) oder Kämpfe benutzt wird, aber welches keinesfalls das Grauen beschreibt. Vielleicht sollte man lieber von einer Katastrophe sprechen oder schreiben, denn genau dies war diese Aktion. FRANK SEIDEL, Bonn

Klaus-Helge Donath schrieb einen sehr schönen Artikel über Gräueltaten der russischen Armee in Tschetschenien. Wunderlich ist nur, dass es keine einzige Zeile darüber gab, dass die Terroristen vielleicht doch einfach „böse“ sind. Was ist das überhaupt für ein Star-Wars-Ausdruck „Rebellen“ für Mörder? Selbst einen kleinen Krimi haben wir parat: Es kann sein, dass vielleicht die Geheimdienste alles vorbereitet haben. Es ist schon lange bekannt, dass die „Befreiungskampfidee“ für Islamisten nur der Vorwand ist, ihre Existenz zu sichern. Ich gebe es zu, wie die Armee vorgeht, ist kritisierbar, doch eine andere Lösung als Militäreinsatz bleibt nicht übrig.

ANDREAS BITTER, Berlin

„ ‚Putin hat keine Verhandlungspartner in Tschetschenien’, sagt Erhard Stölting“, taz vom 4. 9. 04

„Die einzige echte Lösung des Konflikts wäre der Rückzug der russischen Truppen. Doch der ist unwahrscheinlich“, sagt Erhard Stölting. Wenn ich mich recht erinnere, waren die chaotischen Zustände nach dem ersten Tschetschenienkrieg (als sich die Russen aus Tschetschenien zurückgezogen hatten) und die daraus resultierende Destabilisierung der gesamten Region doch für den erneuten Einmarsch der russischen Truppen verantwortlich. Welche Garantie gibt denn Herr Stölting, dass das nicht wieder genauso geschehen würde? Man sollte doch auch die neuere Geschichte in die Betrachtungen einbeziehen. GERALD MUELLER, Belfast