: was macht eigentlich ...der Befreier?
Ein Vollbad nehmen
So ein Job als Befreier kann ganz schön anstrengend sein – und, sprechen wir es aus, man macht sich leicht die Hände schmutzig. Wehrmachtssoldaten töten, Kameraden daran hindern, deutsche Frauen zu vergewaltigen, Kinder aus zerbombten Häusern retten, die rote Fahne auf dem Dach des Reichstags hissen und so weiter. Da ist man als Sowjetsoldat am Ende des Tages dann doch ganz schön fertig. Und man sehnt sich nach einem heißen, duftenden Vollbad.
Jetzt endlich, nach mehr als 50 Jahren Warten, ist es soweit! Die Statue des heroischen Soldaten vom Ehrenmal im Treptower Park wird derzeit in acht Einzelteile zerlegt, nach Vorpommern gefahren, dort in einer Spezialfirma gereinigt, etwas geflickt und, mit einer neuen Schutzschicht versehen, auf einer neuen Stützkonstruktion wieder errichtet. Damit der verdammt gut aussehende Held weiter kleine Kinder retten und Hakenkreuze zertreten kann.
Die Kur sei dem 11,6 Meter hohen und 70 Tonnen schweren Bronzekameraden gegönnt. Denn so kitschig bis poppig uns Nachgeborenen die Stalin-Ästhetik heute anmutet, so liegen doch zu Füßen des Helden die Gräber von 5.000 Rotarmisten, die ganz real für die Freiheit Berlins und Deutschlands ihr Leben ließen. Das Baumaterial für das Mahnmal stammte größtenteils aus der Ruine der Neuen Reichskanzlei Hitlers. Wer das weiß, mag das Ehrenmal und vor allem Towarischtsch Befreier mit anderen Augen sehen – und ihm noch ein langes Leben als strahlender Held wünschen. GES FOTO:DDP