GRABSCHER-KRITIK: EIN ERSTER ERFOLG DES KANDIDATEN SCHWARZENEGGER : Die schlichte Macht der Öffentlichkeit
Ist Arnold Schwarzenegger ein Frauenfeind? Je näher der Tag der Wahl in Kalifornien rückt, desto heißer wird die Debatte. Im Moment geht es von unerwünschtem Busen- und Pograbschen bis hin zu Ausziehversuchen im Fahrstuhl. Die Vorwürfe sind nicht aus der Luft gegriffen: Ja, er habe sich „schlecht benommen“, gab Schwarzenegger zu. Auf den Rücken legen und Kehle zeigen, so die Devise.
Denn so sehr Frauenfeind, dass es ihm die Kandidatur verhagelt, will Arnie nicht sein. Das wäre auch ein falsches Bild von ihm. Schwarzenegger weiß zu differenzieren: Man kann dutzende von Zitaten finden, in denen er von „starken Frauen“ schwärmt. Nicht zuletzt ist er mit einer so apostrophierten Dame verheiratet. Er hat schlicht ein Machtgefälle, das von ihm wohl lediglich als Schwäche des anderen wahrgenommen wurde, ausgenutzt: Keine von den am Filmset begrabbelten Untergebenen ging gegen ihn vor, weil Schwarzenegger dort gottgleich war – jede hätte ihre weitere Karriere vergessen können, wenn sie sich öffentlich über die Berührung durch einen Filmgott beklagt hätte. Denn die Debatte um sexuelle Belästigung ist noch jung, einige der Vorfälle liegen aber schon weiter zurück. Bei Frauen, von denen er etwas zu befürchten hat, weiß Schwarzenegger sich selbstverständlich zu benehmen – deshalb häufen sich die Ehrenerklärungen prominenter Frauen für ihn. Sie können sich schlicht nicht vorstellen, dass der liebe Arnie derart ordinär sein könnte.
Jetzt aber ist er plötzlich von WählerInnenstimmen abhängig. Auf diese Machtänderung reagiert Schwarzenegger. Und das ist schön. Zwar ist der Schaden für die Stimmenzahl nur schwer abzuschätzen. Schließlich könnte die Entschuldigungsoffensive Schwarzenegger auch Sympathie einbringen. Aber dennoch zeitigt Arnies Kandidatur jetzt schon einen Erfolg: Sexismus und andere Belästigungen am Arbeitsplatz sind nicht mehr so tabu wie zu den Zeiten, als Arnold sein Unwesen an Filmsets trieb. Heute würden wohl zumindest Frauen offensiver reagieren. Für die Belästigten dieser Welt ist Öffentlichkeit nach wie vor enorm hilfreich. Danke, Arnie. HEIDE OESTREICH