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Archiv-Artikel

Der Vater aller Musiker

Bremen richtet zum zweiten Mal das Internationale Heinrich-Schütz-Fest aus: Das Konzertprogramm widmet sich dem vielfältigen Wurzelwerk seiner Klangkunst

Von Usl

m Jahr 2003 also wieder Bremen: Seit ihrer Gründung 1930 richtet die Internationale Heinrich-Schütz-Gesellschaft Festivals aus, mittlerweile in einem jährlichen Rhythmus: Ihr Namenspatron gilt als der bedeutendste deutsche Komponist vor Johann Sebastian Bach. 1984 tagten die Experten für Alte Musik schon einmal in Bremen. Vom 9. bis zum 12. Oktober findet hier nun auch das 39. Schütz-Fest statt.

„Wir versuchen jedesmal, einen anderen Aspekt zur Grundlage zu machen“, erzählt der Vorstand der Gesellschaft, Wolfgang Herbst, Kirchenmusiker aus Kassel. „Im vergangenen Jahr in Brandenburg war es zum Beispiel die Frage, wie man mit Laien diese Musik erarbeiten kann.“ Die Voraussetzungen für einen korrekten Umgang mit dem Werk des 1585 in Köstritz geborenen Tonsetzers zu erarbeiten, ist noch immer Pionierarbeit: Die ideologische Befrachtung der 30er-Jahre scheint unausrottbar. „In Bremen versuchen wir“, ergänzt Manfred Cordes, „seinen Wurzeln nachzugehen.“ Der Bremer Renaissance-Spezialist hat das künstlerische Programm des 39. Festivals konzipiert. Unter dem Titel „Wege zu Heinrich Schütz“ werde ein Panorama der Musikkultur um 1600 vorgestellt. Mit seinem Ensemble Weser-Renaissance bestreitet Cordes morgen das Eröffnungskonzert.

Heinrich Schütz, der „Vater aller Musiker“, wie ihn der Pfarrer bei seinem Begräbnis 1672 bezeichnete, hatte vielfältige musikalische Wurzeln. Zunächst beeinflusst von der deutschen Chor- und Motettentradition, lernte er auf seinen Reisen nach Venedig die mehrchörige Raum-Kunst Giovanni Gabrielis kennen. Später gewinnt Claudio Monteverdis so genannte „seconda prattica“– das ist die ganz vom Wort und der Rhetorik ausgehende Art des Komponierens – Bedeutung für sein Werk. All dies will das Festival vorzeigen: Das erste Konzert auf vier Bühnen im St. Petri Dom widmet sich mehrchörigen Werken, im zweiten singt das Gesualdo Consort Amsterdam am Freitagnachmittag Madrigale aus Schützens italienischem Umfeld. Motetten aus der deutschen Tradition erklingen am selben Abend in Unser Lieben Frauen. Zwei Konzerte auch am Samstag: Das Orlando di Lasso Ensemble singt zunächst in der Oberen Rathaushalle. Den Abschluss bildet Musik der Kasseler Hofkapelle, der Wirkungsstätte von Schütz. Dabei muss gerade für Schütz gelten, was Cordes fordert: „Keine Praxis ohne wissenschaftlichen Hintergrund“. Und so ergänzt neben Kursangeboten eine Reihe von hochkarätigen Vorträgen das geballte Konzertprogramm. Usl

Donnerstag: Weserrenaissance, 20 Uhr, Petri-Dom; Freitag: Gesualdo Consort,15 Uhr Rathaus; Ensemble Alte Musik, 20 Uhr ULF; Samstag: Orlando di Lasso Ensemble, 15 Uhr, Rathaus; Barock Consort, ULF, 20 Uhr. Sonntag: Abschlussgottesdienst, 10 Uhr, Petri-Dom. Infos: ☎(04 21) 3 01 92 03