Wochenübersicht: Bühne
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„Die Sündflut“, Theater unterm Dach, Premiere Do.

„Der Idiot“, Volksbühne, 16./17./19.–20./22. 9.

Es sollte eigentlich ein Abgesang auf das Theater sein, Martin Heckmanns kleines Drama „Anrufung des Herrn“, das nun in den Sophiensælen zu sehen ist. Gedacht als letzte Premiere im Dresdener TiF vor dessen Abwicklung, zeigt sich das Theater in Patrick Wengenroths Inszenierung aber noch ziemlich vital – vier Schauspieler betreten zum letzten Mal eine Bühne, wo sie um ihr Leben spielen, und zwar mit allen Mitteln und nach sämtlichen Regeln der Kunst. „Solange wir noch spielen, können die Scheinwerfer nicht ausgehen!“, lautet die Devise. Dass am Ende im TiF die Lichter trotzdem ausgegangen sind, ließ sich zwar nicht mehr verhindern. Ein Plätzchen im Olymp der Theatergeschichte hat sich die kleine Bühne trotzdem gesichert. Dass manchmal das Leben noch einmal gerade da auflodert, wo man es schon für vergangen hält, erfährt auch der alte Verleger Clausen, dessen Erbe von seinen Kindern schon aufgeteilt worden ist. Dann trifft der Alte eine Kindergärtnerin, die 50 Jahre jünger ist als er, und noch einmal blüht er auf, bevor die jüngere Generation zum finalen Gegenschlag ausholt. Pardon wird nicht gegeben, der Generationenvertrag gilt nicht mehr in „Vor Sonnenaufgang“, Gerhard Hauptmanns naturalistisches Trauerspiel im Maxim Gorki Theater. Susanne Truckenbrodt hat sich in ihrer neuen Produktion mit Ernst Barlachs skandalumwittertem Drama um Gut und Böse, „Die Sündflut“ befasst, Premiere Donnerstag im Theater unterm Dach, und in der Volksbühne wird zu Spielzeitbeginn noch einmal Bert Neumanns „Neustadt“ aufgebaut. Ab Donnerstag ist dort dann wieder Frank Castorfs längst legendäre Inszenierung „Der Idiot“ zu sehen, die vom Zuschauer zwar einerseits enorm hohe Leidensfähigkeit verlangt, ihm dann jedoch kurz vor dem physischen Zusammenbruch höchstes Theaterglück verschafft.

„Vor Sonnenuntergang“, Maxim Gorki Theater, Premiere Sa.

„Anrufung des Herrn“, Sophiensæle, Premiere Do.