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Archiv-Artikel

Durch Frau Holles Erbrochenes waten

Ganz gut eigentlich und irgenwie ein „Muss“: Max Goldt und Stephan Katz bespielen als dynamisches Duo Katz & Goldt die Cartoonfabrik

Seit 1996 arbeiten Max Goldt und Stephan Katz zusammen, veröffentlichen ihre Sachen in diversen kleinen und großen Periodika und brachten mittlerweile sieben Comicalben heraus. Zunächst bei Jochen Enterprises, ab 2001 dann bei Carlsen. Ihre Alben tragen hübsche Titel wie zum Beispiel „Koksen, um die Mäuse zu vergessen“, „Wenn Adoptierte den Tod ins Haus bringen“, das aus dem letzten Jahr hieß dann „Das Salz in der Las-Vegas-Eule“, und das nächste wird vielleicht „Witzaufkleber, BRD, ca. 1978“ heißen.

Dies ist jedenfalls der Titel einer Ausstellung mit etwa 120 Originalbildern des dynamischen Duos, und wenn man so in den eigenen Platten und der Erinnerung kurz herumwühlt, hat man den Eindruck, dass gerade 78 nicht so besonders war. Das schöne Livealbum „Stage“ von David Bowie war rausgekommen, Herbert Achternbusch hatte „Servus Bayern“ gedreht, und die deutsche Fußballnationalmannschaft war gegen Österreich aus der WM rausgeflogen. 77 war weit mehr los, aber der Titel der Ausstellung will ja auch nicht unbedingt den Inhalt der Ausstellung zusammenfassen, sondern steht eher da, weil’s gut klingt. Wie auch immer: Es ist ganz schön, in den Räumen der Cartoonfabrik herumzulaufen, für jeden Katz-und-Goldt-Fan sicher auch ein „Muss“, aber wenn’s ein Film wäre, würde man letztendlich sagen: zu lang.

Es sind so viele Bilder und so viele Texte, die in den Bildern stehen. Ein Mann Mitte 50 in kurzen Hosen, Tourist wohl, fotografiert sie mit Blitz ab, und man denkt haha!, weil die Fotos ja sicher nichts werden. Zwei Freundinnen Mitte 60 flanieren an den Bildern vorbei, studieren jedes einzelne und kichern manchmal. Die Bilder sind mal groß, mal klein und meist mit drei, vier Farben. Die Figuren sind eher eckig.

Es gibt allerlei illustrierte Wortwitze, und wenn der Text länger oder zu kunstvoll ist, hat man den Eindruck, dass er zu viel Gewicht hat, dass man also viel länger über den Text nachdenkt und Text und Bild wahrnehmungstechnisch auseinander fallen. Kann sein, dass es einem anders geht, wenn man die Sachen einzeln in der Zeitung sieht.

Es gibt klassische Themen: Inselwitze, Pfarrerswitze (Hochwürden guckt Porno, und Sprechblase sagt: „Ganz gut eigentlich“), Frau mit Nudelholz, witzige Institutionen – das „Erlebnisbestätigungsamt Charlottenburg-Wilmersdorf“ –, lustige Veranstaltungen – „Kongress der Besitzer lärmender Espressomaschinen“ – und Selbstreferenzielles, wenn die beiden Sympathieträger sich selbst bei Lesungen zeigen oder „wie das ist, wenn der Idyllenzeichner es versäumt, den Idyllenschwerpunkt Kätzchen ins rechte Licht zu rücken“.

Die neueren Bilder scheinen einfacher und klarer zu sein, und der Sommer ist nun leider tatsächlich vorbei. Auf einem Cartoon steht: „Winter in der Stadt: Durch das Erbrochene von Frau Holle laufen“. DETLEF KUHLBRODT

Katz & Goldt: „Witzaufkleber, BRD, ca. 1978“, bis 19. 10., Mi.–So. 14–19 Uhr, Eintritt 1,50 €, ermäßigt 1 €, Cartoonfabrik, Auguststraße 83, 10117 Berlin