: Die Medienfreakshow
betr.: „Die Normalisierung des Anomalen“ von Klaus Kreimeier, taz vom 11. 9. 04
Medienbetrieb ist Schaustellerei, Medienzirkus. Nun reicht speziell die Schaustellerei vom Seriösen (das Theater) über Unterhaltung (der Zirkus) bis hin zum Rüchigen (die Freakshow). Mit dieser grob ordnenden Sicht ist Klaus Kreimeiers „Ano(r)males“ als rüchig gesetzt und so der Terror als gruselige Freakshow des Medienbetriebes ausgewiesen.
Die Medien-Freakshow ist jedoch nicht allein „normalisiert“, sondern hochbefördert worden. Ist sie doch dabei, sich sogar das wohl Seriöse im Medienbetrieb, nämlich die politische Nachricht, regelrecht zu unterwerfen … ganz so, als würden Freakshows zentrales Element der Spielpläne städtischer Bühnen geworden sein! „Geschäft“, „Markt“ reichen hier zur Erklärung nicht aus.
Im Jahre 1970 und in „Zwischen zwei Zeitaltern – Amerikas Rolle in der technotronischen Ära“ verlangte Zbigniew Brzezinski, lange Zeit führender strategischer Planer von US-Politik, die internationalen Nachrichten sollten auf Natur- und Umweltkatastrophen abstellen. Diese „weichen“ Themen sollten härtere wie Imperialismus, Krieg, Armut, Diktatur usw. zurückdrängen. Das sanftere Natur- und Umweltgruseln also sein Rezept gegen härtere weltumspannende Revolten wie die von 1968.
Doch erst heute und mit der terroristischen Freakshow ist die internationale Nachricht effektiv beschnitten –, dies um den Preis eines allzu heftigen Terror-Gruselns. Das könnte für strategische PlanerInnen leicht nach hinten losgehen, falls die zunehmend terrorentnervten Menschen nun wieder mehr auf nationale Nachrichten ausweichen werden: Bin Laden & Co. sind weit weg, Hartz & Co. ganz nah! WERNER BRAEUNER, Meppen