sozialforum : Kreative Raumnutzung
In Berlin stehen hunderte landeseigene Gebäude leer: Bürohäuser, Kindergärten, Schulen. Trotz großer Bemühungen scheitern die Versuche, diese Liegenschaften zu vermieten. Anstatt Einnahmen für den maroden Haushalt zu erzielen, muss die Stadt die laufenden Kosten der Gebäude tragen. Zufrieden stellend kann das für niemanden sein.
Kommentarvon RICHARD ROTHER
Dabei ließe sich die Situation in Einzelfällen recht einfach lösen, wie das Beispiel des Berliner Sozialforums zeigt. Die Stadt stellt Räume, die sie sowieso nicht los wird, sozialen oder kulturellen Initiativen auf Dauer oder auf Zeit zur Verfügung. Die Initiativen übernehmen die Betriebskosten, zahlen keine oder nur wenig Miete. Das stärkt Basisgruppen, gesellschaftliches Engagement wird untertstützt.
Wären die Berührungsängste zwischen den Behörden und den – in diesem Fall – explizit linken Aktivisten nicht so groß, hätten die politisch Verantwortlichen das Modell längst gelobt – als gelungenes Beispiel einer Private Public Partnership. Denn solche Verbindungen versprechen, rein ökonomisch betrachtet, eine klassische Win-Win-Situation zu sein: die Initiativen entwickeln kreative Ideen, und die Stadt wird die Kosten für den Leerstand los.
Auch darüber hinaus könnte das Ganze ökonomisch von Vorteil sein: Manch alternatives Unternehmen hat als Basisinitiative begonnen; Bildungs- und Kulturvereine akquirieren Drittmittel von Stiftungen, Bundes- oder EU-Institutionen, die zumindest indirekt der Berliner Ökonomie helfen. Insofern sind Leerstand und Krise auch eine Chance. Es braucht nur ein wenig Mut, sie zu nutzen.