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Archiv-Artikel

Eine herzhaft-leckere Versuchung

Fairer Kaffee mundet nicht? Unfug. Der tazpresso beweist das Gegenteil. Ein Lob

Für viele Jahre war Deutschland – seit Kaffee nicht mehr frisch, unmittelbar vor der Filterbrühung, gemahlen wird – ein Entwicklungsland des anregenden Getränks. Fertig gemahlener Stoff, obendrein in einer Kaffeemaschine misshandelt, bis zur Ungenießbarkeit stehen gelassen auf Wärmeplatten, wo die Brühe gallebitter wird – das war es lange Zeit und ist es meist noch. Kaffee muss irgendwie mies schmecken. Kein Biertrinker käme auf die Idee, ein schlecht gezapftes, zu warmes Bier zu akzeptieren – aber Kaffee fiesesten Geschmacks wird hingenommen wie ein Schicksal, das nicht abgewendet werden kann.

Von einem ähnlichen Image waren lange Zeit die Kaffeesorten heimgesucht, die im Namen der Dritte-Welt-Solidarität gehandelt wurden: mundet nicht, ist aber solidarisch. Ein Ruf, der nicht mehr zutreffen sollte, denn die Kaffeebohnen, die das „Fair Handelshaus“ Gepa anbietet, sind von außerordentlicher Qualität – und insbesondere sind es jene Bohnen, die von nun an unter dem Markennamen tazpresso verkauft werden.

Der Test des notorisch anspruchsvollen Kaffeetrinkers verlief in drei Stufen: Zunächst wurde der tazpresso mit stillem Mineralwasser in einer dänischen Presskanne zubereitet; außerdem in einer der schon früher in Wohngemeinschaftern üblichen Espressomaschinen mit Hamburger Leitungswasser zum Gelingen gebracht – und schließlich in einer gewöhnlichen Kaffeemaschine, wie es sie in jedem Kaufhaus zu erwerben gibt, mit Berliner (wenn auch gefiltertem) Wasser aus dem Hahn. Der Anspruch der Testtrinker musste grundsätzlich unsolidarisch sein: Kein Urteil sollte mit dem Bonus des guten Anspruchs gemildert werden. Im Gegenteil hatte sich der tazpresso an Kaffees zu messen, die im legendären Café Einstein oder im Kreuzberger „Barcomi’s“ serviert werden – unter Kaffeekennern erste Adressen unter jenen Häusern, die auf Qualität halten.

Tatsächlich fiel das Gericht über den tazpresso ziemlich gut aus: Die aus hochwertigen Arabica- und Robusta-Sorten zusammengesetzten Mischungen, deren Bohnen in Äthiopien, Tansania und Uganda gepflückt wurden, bilden, frisch gemahlen, mit kochendem Wasser versetzt, eine wunderbar milde, appetitlich ausschauende Crema – die Krone des zubereiteten Getränks, regenbogenschillernd. Keine Schlieren überziehen die Oberfläche, selbst nach zehn Minuten nicht – sie würden eine mindere Güte anzeigen.

Wenig Espresso-gemäß, aber wie im Alltag oft ein wenig mit Milch versetzt, schmeckt der tazpresso vor allem mit einem leichten Schuss Sahne fein – falls die Zeit nicht für die Erhitzung von gewöhnlicher Milch reicht. Auch ohne Zucker, bar aller Zusätze von Molkereiprodukten schmeckt dieser Kaffee superb – weich und ausgewogen, nicht zu bitter und doch nicht fad, im Gaumen von lieblicher Kraft; kein Kraftmeier jedenfalls in der Stärke. Selbst wem die Espressozubereitung zu stark ist, kann das Getränk genießen – was keine Plörre hervorbringt.

Und auch wenn der Name tazpresso die exklusive Aufbereitung vom italienischen Kleinen nahe legt: In der Glaskanne zum Pressen gelingt diese Mischung ebenso gut. Köstlich ebenfalls die Crema hier, trotz der natürlichen Trübung des Kaffees, bewirkt durch die Schwebstoffe des Kaffeemehls, die durch das Sieb nicht unten gehalten werden. Schön, dass der tazpresso auch in konventionellen Kaffeemaschinen gelingt: Hier allerdings ist zu beachten, dass er frisch getrunken werden muss. Die Warmhaltung schadet dem tazpresso wie jeder exzellenten Sorte. Der Leumund, fairer Kaffee sei okay, wenn auch ungenießbar, wird durch den tazpresso endgültig dementiert. Und er ist tatsächlich so gehandelt, dass die Kaffeekooperativen ein besseres Auskommen von seiner Popularität bei uns haben werden.

Dass die taz diesen eigens kreierten Kaffee zu ihrer Sache macht, liegt natürlich auch an ihrer Verbundenheit mit der Idee des fairen Handels – aber eben auch an der Qualität der Bohnen. Gekauft werden kann er gemahlen, besser noch aber als ganze Bohnen: Sie stets frisch zu mahlen, tut jedem Kaffeegenuss gut. Direkt im taz-shop kostet die Halbpfundpackung 3,79 Euro, die kilogrammschwere Großpackung 14 Euro – ein ziemlich okayer Preis.

Zu bekommen ist der tazpresso – gut erkennbar am roten Panther – außerdem in Weltläden und im gut sortierten Einzelhandel. Weitere Infos: www.taz.de sowie www.gepa3.org. Wohl bekomm’s! JAN FEDDERSEN