Anrufen, wenn etwas fehlt

Hamburger Wohlfahrtsverbände wollen über verdeckte Armut aufklären und starten Beratungskampagne über Rechtsansprüche und staatliche Hilfen. Kostenlose Hotline

Die Hamburger Wohlfahrtsverbände wollen in Armut lebende Menschen verstärkt über ihre Rechte auf staatliche Hilfe aufklären. „Mit einer Beratungskampagne treten wir der ewigen Diskussion um ,Sozialmissbrauch‘ und ,selbstverschuldete Armut‘ entgegen“, sagte gestern Michael Edele, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (AGFW). Ein Anlass für die Aktion sind die Sozialrechtsreformen. „Durch Hartz IV“, so Caritas-Sprecher Timo Spiewak, „wird die Armut definitiv zunehmen.“

Unter einer gebührenfreien Rufnummer können sich ab Montag Hamburger anonym über staatliche Hilfen wie Wohn- und Kleidergeld informieren. Zudem hat die AGFW ein Heft mit Adressen von 70 Beratungsstellen drucken lassen, das über die Hotline kostenlos zu bestellen ist. „Und auch in Hartz IV sind die Berater fit“, verspricht Caritas-Sprecher Spiewak.

Mit der Kampagne „Fehlt Ihnen etwas? Beratung kann helfen!“ möchte die AGFW jetzt vor allem Menschen erreichen, die in verdeckter Armut leben oder davon bedroht sind. Damit sind Leute gemeint, die zwar Ansprüche auf staatliche Hilfe zum Lebensunterhalt haben, diese aber nicht nutzen. Die AGFW schätzt ihren Anteil auf bis zu 50 Prozent der Leistungsberechtigten.

„Weil sie sich schämen oder ihre Rechte nicht kennen, leben Menschen in verdeckter Armut“, erklärte Spiewak, aber auch, weil die staatlichen Offerten als zu formal organisiert empfunden würden. Neben der Telefonhilfe plant die AGFW darum als weiteres niedrigschwelliges Angebot einen Beratertag in den Stadtteilen. Am 23. Oktober sollen Mitarbeiter der Verbände auf den Straßen Fragen zu sozialen Hilfen beantworten. EVA WEIKERT

Beratung über Stütze vom 20. September bis 1. Oktober zwischen 15 und 18 Uhr unter ☎ 08 00/40 14 00 00