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Archiv-Artikel

heute in bremen „Ein genereller Frauenabschlag“

Am „Equal Pay Day“ füllt sich der Marktplatz

taz: Wie schneiden die Frauen in Bremen beim Lohn ab?

Margareta Steinrücke, Arbeitnehmerkammer Bremen: Der Lohnabstand in Bremen ist bedenklich größer als im Bund. Da verdienen Frauen rund 23 Prozent weniger als Männer. In Bremen sind es bei Arbeiterinnen etwa 30, bei den Angestellten sogar 32 Prozent. Die Abstände werden bei den höheren Gehaltsklassen also noch größer.

Wieso schneiden die Bremer Frauen so schlecht ab?

Das sind zwar eher weiche Fakten, aber in Bremen gibt es traditionell eine geringe Frauenerwerbsquote. Hier herrschte lang ein protestantisches Modell vor: Die Frau bleibt tendenziell zu Hause, wenn, arbeitet sie nur kurz und haushaltsnah. Es gibt da immer noch großen Nachholbedarf.

Inwiefern?

Frauen wählen häufig frauentypische Berufe wie Arzthelferin, Verkäuferin oder Bürokauffrau. Da hat sich nicht viel geändert. Bei diesen Berufen gibt es einen generellen Frauenabschlag. Das ist gleichzeitig auch ein Ausdruck gesellschaftlicher Missachtung aller Tätigkeiten, die sich um Menschen kümmern, Menschen pflegen oder bedienen wie in der Gastronomie. Alles was mit Technik zu tun hat, ist dagegen gesellschaftlich hoch geschätzt – und bezahlt.

Wie lassen sich die besonders hohen Gehaltsunterschiede bei den Angestellten erklären?

In vielen bremischen Gesellschaften gibt es nach wie vor keine Frauen in Führungspositionen. Unter den Chefärzten der Bremer Kliniken beispielsweise gibt nur fünf Prozent Frauen. Das schlägt sich natürlich nieder.

Was hat es mit der verbreiteten Einschätzung auf sich, Unterschiede gäbe es nur beim Blick auf die absoluten Zahlen, nicht aber bei vergleichbaren Arbeitspositionen?

Das sind Vorurteile. Verschiedenste Studien zeigen, dass es bei identischer Tätigkeit und identischer Arbeitszeit einen Geschlechterabschlag gibt. Das fängt schon bei Berufsanfängerinnen an und erhöht sich im Laufe der Berufstätigkeit.

Wie das?

Viele Manager und Personaler denken, Frauen würden irgendwann wegen Schwangerschaft ausfallen und kalkulieren gleich einen Abschlag ein. Dabei zeigt die Realität, dass Frauen eine höhere Betriebsbindung haben und die Fluktuation bei ihnen geringer ist. INT.: TERESA HAVLICEK

16.30, Marktplatz, Kundegebung zum „Equal Pay Day“