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Archiv-Artikel

Bremen gegen Beifang

Bremer Bürgerschaft setzt sich für die Änderung der Fangmethoden ein – bevor die letzte Gräte auf dem Teller liegt

Von THA

Eine Million Tonnen vermarktungsfähiger Fisch werden jährlich beim Fischfang ins Meer zurückgeworfen – die meisten tot, schätzt die Umweltstiftung WWF. Und das allein in der Nordsee.

Eine unglaubliche Dimension der Verschwendung“, so fasste die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Marlies Marken die gängige Praxis gestern in der Bremischen Bürgerschaft zusammen. Um diese zu ändern, stimmten alle Fraktionen einem gemeinsamen Dringlichkeitsantrag von SPD, Grünen und CDU zu. Sie fordern die Fortsetzung und Ausweitung des Pilotprojekts „Stopp Discard“ und die Änderung der Fischereirichtlinien der EU.

Die bestimmen die Mengen und Mindestgrößen der Fische, die gefangen werden dürfen, und die Beschaffenheit der Netze. Fischer müssen demnach einen großen Teil dessen, was ihnen ins Netz geht, als Beifang oder „Discard“ – der Fachbegriff für Abfall – zurück ins Meer werfen. Darunter Jungfische, andere Meerestiere oder vermarktbare Fischarten. Denn Fischer dürfen laut EU nur eine Fischart jagen.

Dem soll das Projekt „Stopp Discard“ des Bremerhavener Fischwarenherstellers „Deutsche See“ und der Erzeugergemeinschaft der Hochsee- und Kutterfischer entgegenwirken. Die hatten ihre Fangmethoden von Februar bis Dezember 2008 umgestellt: Sie verwendeten grobmaschigere Netze, durch die Jungtiere entfliehen können, und brachten ihren gesamten Fang an Land. Auch der Beifang wurde der Quote der jeweiligen Fischart angerechnet. Was nicht zu vermarkten war, wurde von der „Deutschen See“ abgekauft und zu Fischmehl verarbeitet. Das Projekt weise eine „ökonomisch und ökologisch optimale Bilanz auf“ mit wesentlich geringerem Beifang und Discard, so Marken. Dennoch verlängerte die Bundesregierung das Projekt nicht.

Die Bürgerschaft forderte den Senat nun auf, beim Bund auf Fortführung zu drängen. „Die Zeit drängt, wenn die letzte Gräte auf dem Teller liegt, ist es zu spät“, appellierte Marken. Außerdem soll sich der Senat bei der EU für eine Änderung der Fischereirichtlinien einsetzen, in die die Ergebnisse von „Stopp Discard“ einfließen. Denn diese Vorgaben gelten zwar einheitlich für nördliche und südliche Meere, ihr Maßstab sind aber die Bedingungen südlicher Gewässer. THA