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Archiv-Artikel

Bolivien: Sterben für Halliburton

betr.: „Tote an den Barrikaden um La Paz“, „Symbolpolitik mit fatalen Folgen“, taz vom 13. 10. 03

Das Problem begann mit der Privatisierung der Wirtschaft unter Präsident Sanchez de Lozada. Nach dem Ausverkauf der bolivianischen Wirtschaft belegte Bolivien im Jahre 1997 nach Angaben von Transparency International den zweiten Platz in der Länderkorruptionsliste. Mister President flog 1994 nach Miami und unterschrieb einen Vertrag, in dem er Enron (Transredes) 70 Prozent der Pipelines übertrug, ganz umsonst. Er unterschrieb ein Brennstoffgesetz: Neu entdeckte Felder sollten künftig 18 Prozent Lizenzgebühren bezahlen und bereits vorhandene 50 Prozent. Die Erdölgesellschaften entdeckten – mit Regierungshilfe – die Felder neu. Die Gewinne der Erdölgesellschaften sind so groß, dass der Spanier Roberto Mallea Jordán von Repsol/YPF bei einer Tagung im April in Santa Cruz sagte, dass von jedem investierten Dollar zehn zu verdienen seien.

Der vereinbarte Exportpreis mit Pacific LNG besteht aus 80 Prozent Transportkosten für folgende Posten: Pipeline Bolivien–Chile und Mexiko–Kalifornien, zwei Transportschiffe, die Hafen- und Gasverflüssigungsanlage in Puerto Patillos (Chile) und eine Gasverarbeitungsanlage in La Ensenada (Mexiko). Der Gaspreis beträgt 20 Prozent. Davon soll Bolivien 18 Prozent bekommen, also nur 3,6 Prozent.

In dem ärmsten Land Südamerikas lebt der Durchschnittsbolivianer von einem Dollar am Tag. Eine Pipeline nach Peru würde ermöglichen, dass dicht besiedelte Gebiete Boliviens vom Gasreichtum profitieren. Sieben von zehn Haushalten im Lande benutzen noch Kerzen und Brennholz. Der Präsident (Comsur) ist längst ein „global player“ und hat Interesse an billiger Energie für seine chilenische Mine La Escondida. Dass das „Geschäft des Jahrhunderts“ bereits unter Dach und Fach ist, zeigt das Angebot Chiles, die Silbermine San Cristobal (Milliardär Soros ist Mitbesitzer) mit Strom zu versorgen. Mit Strom aus bolivianischem Gas. Käufer des Gases ist Sempra Energy, das sowohl in Chile als auch in Kalifornien tätig ist (www.cedib.org).

Die „bolivianische“ Brennstoffkammer wird nun von Halliburton angeführt. Vor einigen Tagen kündigte der US-amerikanische Botschafter finanzielle Hilfe an, um die Demokratie zu verteidigen. Man darf gespannt sein, wie viele Bolivianer sterben werden.

MARIA EUGENIA CHAVEZ, Düsseldorf