: „Es wird schwerer“
Co-Trainerin Silvia Neid über die vergängliche Stärke der WM-Elf
taz: Herzlichen Glückwunsch zum Titel, Frau Neid. War das Spiel gegen die Schwedinnen so schwer, wie Sie erwartet hatten?
Silvia Neid: Ja. Aber wir haben ein außergewöhnlich starkes Team. Das wohl stärkste Team, das je gespielt hat. Wir haben von Beginn an bei dieser WM in jedem Spiel voll durchgezogen und uns dennoch immer weiter steigern können. Das Halbfinale und das Endspiel gehören zum Besten, was es je gab. Schade, dass das Team jetzt gesprengt wird, weil Bettina Wiegmann und Maren Meinert aufhören. Diese Löcher können mit Blick auf Olympia 2004 nicht so schnell gestopft werden.
Cheftrainerin Tina Theune-Meyer ist zuversichtlicher und spricht von zahlreichen Talenten in der Hinterhand.
Das ist völlig richtig. Diese Talente rücken jetzt nach. Aber sie müssen sich erst durchbeißen und Erfahrungen sammeln. Wiegmann und Meinert sind echte Stars. Solche Persönlichkeiten können Youngster nicht so schnell ersetzen. Um eine Persönlichkeit zu werden, braucht man Jahre.
Was wird sich als Weltmeister fürs Nationalteam künftig ändern?
Ich hoffe auf einen Imagegewinn für den Frauenfußball. Sportlich werden wir als Weltmeister natürlich noch mehr Gejagte sein als vorher, als wir Europameister waren. Jeder will sich jetzt gegen uns beweisen und auch revanchieren. Die Verpflichtung für uns wird damit noch größer. Die Spiele werden künftig schwerer.
Ist es schwerer, als Spielerin Weltmeister zu werden oder als Trainerin? In dieser Rolle haben Sie ja geschafft, was Ihnen als Spielerin versagt blieb.
Stimmt. Als Spielerin war 1995 die Silbermedaille gegen Norwegen das Größte, aber für mich dennoch eine kleine Enttäuschung. Wenn ich mich daran erinnere, dass ich gute Chancen damals nicht nutzen konnte und wir deshalb 0:2 verloren. Aber das ist Geschichte. Grundsätzlich kann man diesen Vergleich nicht anstellen. Als Spielerin bist du aktiv im Spielgeschehen und kannst eingreifen. Auf der Bank ist das anders. Was habe ich vorgestern gegen Schweden gezittert und geschwitzt und gefiebert, dass der Ball da vorne reingeht. Für eine Trainerin ist solche ein Finale viel anstrengender, als viele denken.
INTERVIEW: RAINER HENNIES