piwik no script img

Ohne Mützchen zur Schule

In vier Wochen will das Bildungsressort einen Gesetzesentwurf vorstellen, der Kopftuch und Kippah künftig aus Bremer Schulen verbannen soll

Bremen taz ■ Vier Wochen hat Bildungssenator Willi Lemke (SPD) sich Zeit gegeben. Dann will die Bildungsbehörde einen Vorschlag für die Änderung des Bremer Schulgesetzes erarbeitet haben. Das soll künftig regeln, dass religiöse Symbole in der Schule keinen Platz haben. Gemeint sind das Kopftuch strenggläubiger Muslimas, aber auch die Kippah männlicher orthodoxer Juden – und wohl auch der Habit der katholischen Nonnen.

„Ich hoffe, dass wir dazu gehört werden“, sagt Benyamin Barslai, Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Bremen. Er hat mit Kippah schon an Saarbrücker Gymnasien unterrichtet und trägt sie bis heute an der Hochschule. Rabbiner Barslai legt dabei Wert auf die Feststellung, „dass die Kippah nicht ein religiöses Symbol“ sei, wie immer gesagt werde. „Sie gehört dazu. Es gibt eine gewisse Pflicht, sie zu tragen“, erklärt er. „Damit wir wissen, dass es über uns noch etwas Höheres gibt.“ Auch für verheiratete orthodoxe Jüdinnen gelte das Gebot, die Haarpracht vor fremden Blicken zu verhüllen. Allerdings: „Wer die Kippah nicht trägt, verletzt kein göttliches Gesetz“, so Barslai. Und: „Wenn so eine Einschränkung kommt, sollte sie für alle gelten.“

Dass so eine Regelung überhaupt nötig wäre, sieht Bernd Knopf, Sprecher der Bundesintegrationsbeauftragten, der Bremer Grünen Marieluise Beck, nicht: „Es gibt disziplinarrechtlich genug Handhabe, um gegen, sagen wir mal, Versuche religiöser Einflussnahme durch Lehrer vorzugehen.“

So denken auch manche Mitglieder der Bremer SPD-Fraktion, die ihre Position in einer eigens dafür gegründeten Arbeitsgruppe klären will. „Selbstverständlich werden wir dazu die Vertreter der Religionen hören“, versichert SPD-Fraktionsgeschäftsführer Martin Prange. Grund für große Eile sieht er dafür aber nicht. „Wir werden alle Seiten gründlich abwägen.“ ede

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen