Haiti: Über 1.000 Tote nach Tropensturm

Die Küstenstadt Gonaïves steht metertief unter Wasser. Hunderte Menschen werden noch vermisst

PORT-AU-PRINCE/GONAÏVES ap/epd ■ Die Zahl der Opfer durch den Tropensturm „Jeanne“ in Haiti steigt weiter: Wie UN-Sprecher Toussaint Kong-Doudou am Montag mitteilte, wurden bislang mindestens 622 Tote geborgen. Das Caritas-Hilfswerk in Haiti befürchtet sogar, dass in den Wassermassen und Schlammlawinen mehr als tausend Menschen ums Leben gekommen sind. Weitere 500 Menschen würden nach vorläufigen Angaben aus den Pfarrbezirken vermisst, zehntausende seien verletzt worden, heißt es in einem Bericht der katholischen Hilfsorganisation.

Besonders betroffen ist der Nordwesten des Landes, wo allein in der Küstenstadt Gonaïves mehr als 500 Leichen gezählt wurden. Rund ein Drittel der Opfer, die im flutgeschädigten Krankenhaus von Gonaïves aufgebahrt sind, waren Kinder. Noch immer stehe die Stadt metertief unter Wasser. Ein Sprecher des Katastrophenschutzes in Gonaïves erklärte, mit dem Rückgang des Hochwassers würden wahrscheinlich noch etliche weitere Opfer geborgen. Auch für die Überlebenden sei die Lage katastrophal. Sie bräuchten alles, von Trinkwasser über Lebensmittel bis zu Kleidung und Medikamenten. Hunderte Menschen sind obdachlos.

Unterdessen bereiten Hilfswerke umfangreiche Nothilfe-Einsätze vor. Mehrere Organisationen riefen zu Spenden auf. Das internationale katholische Caritas-Netzwerk stellte rund 400.000 Euro als Soforthilfe für Nahrungsmittel, Trinkwasser, Hygieneartikel, Zelte und Schlafsäcke bereit. Auch die Diakonie-Katastrophenhilfe leitete Hilfsmaßnahmen ein. Weite Teile des Landes seien nur über Helikopter zu erreichen, erklärte das evangelische Hilfswerk.

Der Tropensturm „Jeanne“ zog in der letzten Woche in die Karibik. Zuerst kostete er in Puerto Rico sieben Menschen das Leben, bevor er die Dominikanische Republik heimsuchte, wo mindestens 18 Menschen starben. Der zweitägige heftige Regen in Haiti hatte dann am Wochenende besonders verheerende Auswirkungen, weil es dort kaum noch Wälder gibt, die die Fluten zurückhalten könnten. 90 Prozent des Waldes wurden abgeholzt. Es ist bereits die zweite Überschwemmungskatastrophe in Haiti innerhalb kurzer Zeit. Erst vor vier Monaten kamen an der Grenze zur Dominikanischen Republik vermutlich mehr als 3.000 Menschen bei Überschwemmungen ums Leben.