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Archiv-Artikel

Proteste zur Eröffnung

Nicht alle Berliner freuen sich auf die Flick-Collection. Die Gegner des Flick-Rummels setzten eher auf leise Töne

BERLIN taz ■ Der Protest gegen Flick in Berlin war eher leise, aber vielfältig. Marina Schubarth vom Verein „Kontakte“, der sich vor allem um Zwangsarbeiter aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion kümmert, und einige Jugendliche aus 13 Ländern boten gestern den Zwangsarbeitern nahe dem Hamburger Bahnhof eine Bühne. In Szenen aus einem Theaterstück Schubarths zeigte die multinationale Truppe die Schufterei in deutschen Betrieben ebenso wie ihre auch heute oftmals kläglichen Lebensumstände. Dabei stützt sich das Stück auf 14 briefliche Zwangsarbeiter-Biografien.

Dem Sklavenalltag speziell bei Flick widmet sich eine durch die „Collection“ angeregte Erweiterung der Austellung im Prenzlauer Berg Museum zum Thema Zwangsarbeit. „Wir wollen die Menschen vor dem Hamburger Bahnhof dazu bewegen, sich auch dieser Seite der Flick-Collection zu widmen“, sagt Heike Eisler vom Museum.

Seit Tagen hängen die Plakate von Renata Stih und Frieder Schnock von der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK). Nachdem das Künstlerpaar bereits vor zwei Wochen Protestplakate auf Werbeflächen geklebt hatte, kündigte Schnock an, diese nun auch auf Lkws gepappt den Berlinern zu zeigen. Auf den Plakaten wird freier Eintritt für Zwangsarbeiter zur Flick-Collection gefordert. Außerdem verschenkten Stih und Schnock ihre Eintrittskarten zur Vernissage an Gäste, „die man dort sonst nicht erwartet“, so Schnock. Am Samstag veranstaltet die NGBK in der Akademie der Künste um 19 Uhr eine Podiumsdiskussion, bei der sich Künstler zur „finanzkräftigen Bevormundung des kollektiven Gedächtnisses“ äußern werden.

Der Berliner Landesverband von Bündnis 90/Die Grünen und die grüne Abgeordnetenhausfraktion sagten ihre Teilnahme an der Eröffnungsfeier ab: Die Präsentation der Sammlung, für die sich die grüne Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer immer verwendet hatte, sei „Höhepunkt einer über zwei Jahre vorbereiteten Rehabilitationskampagne für einen schwer belasteten Familiennamen“.STEFAN KLOTZ